Gedankensplitter

Unvergleichlich absichtslos

Um sich den Weg zum persönlichen Glück erfolgreich zu verbauen, gibt es zwei ganz gute Möglichkeiten: den des Vergleichens und den der Absicht. Absicht bezeichnet in diesem Fall die Erwartung, die man durch Kampf durchsetzen oder dem Leben abringen will.

Es gab eine Zeit, in der ich eine Menge darüber las, in wie vielen Situationen das Ego hinderlich sein kann. Oft hält es uns von Dingen ab, die seelisch sowie geistig zielführend wären. Es lohnt sich, seine Spielchen zu durchschauen, denn meistens geht es nicht gerade ums nackte Überleben, sondern um irgendwelche Befindlichkeiten.
Schmunzelnd las ich: Aber Obacht, das Ego wird ums Überleben kämpfen. Ich machte mir selbst Mut. Na, wenn’s weiter nichts ist, das hab ich im Griff. Nun ja, wie soll ich sagen? Falsch gedacht!

Mir war nicht klar, was das Wort „Überlebenskampf“ bedeutet, denn bereits in der ersten Schlacht wurde ich in die Knie gezwungen. Wie besessen habe ich das Jetzt mit der Vergangenheit verglichen, mich an allem aufgehalten, was früher vermeintlich besser gewesen wäre. Sowieso schien alles einmal schöner und intensiver gewesen zu sein, weswegen sich nichts in der Gegenwart daran messen konnte.

Das Gestern mutete – vom Licht der Nostalgie beleuchtet – weichgezeichnet und sanft schimmernd an, verklärt und in Geschenkpapier verpackt im Erinnerungszentrum gespeichert. An sich gut und wertvoll, hat es einen doch zu der Person gemacht, die man ist. Allerdings unterstellt man dem Leben auf diese Weise unbewusst, dass es nichts mehr für einen parat hätte.

Das Schicksal unterscheidet nicht zwischen Gut und Böse, es schenkt von sich aus weder dieses noch jenes. Meist materialisieren sich schlichtweg die Gedanken, die wir durch unseren Kopf wälzen und im schlimmsten (oder auch besten) Fall sogar noch laut aussprechen. Gute Ohren hat es, dieses Leben.

Schwärmen wir also ständig von der guten alten Zeit, dann wird es schwer, das wunderbar Neue und Bereichernde willkommen zu heißen. Sollten wir nicht lieber offen sein? Uns vom Leben treiben lassen und einfach mal neugierig die Nase in den Wind halten? Vielleicht. Aber trauen wir uns das auch? Dazu ein Zitat aus dem Buch „Die Stimme des Herzens“ von Safi Nidiaye: „Vergleichen sperrt die Unendlichkeit der Gegenwart in den engen Kasten deiner Vorurteile.“

Wagen wir es, uns auf unseren Weg einzulassen und ihn Schritt für Schritt zu gehen, ohne eine Absicht zu verfolgen? Ohne Sicherheiten und Zweifel? Können wir die Angst, die letztlich ebenfalls Teil unserer Reise ist, einfach an der Hand nehmen, wenn sie sich bemerkbar macht? Solange man seine Träume und Wünsche kennt, kann man doch im Grunde gar nicht verloren gehen. Und wenn man mit einer bestimmten Absicht handelt, wird man bei den Menschen ohnehin nichts erreichen können. Menschen durchschauen so etwas … oder fühlen es, besser gesagt.

Ich denke nicht, dass man mit Kopf und Ehrgeiz nach dem eigenen Daseins-Sinn suchen muss. Der ist nämlich, einfach zu SEIN … sich auszudrücken und zu erschaffen. Womit genau, das weiß das Herz.

Am Ziel werden wir nie ankommen, denn genau dort formt sich bereits ein neues. Man kann also getrost davon ablassen, verbissen nach einem solchen zu streben. Lieber gelassen darauf zubewegen, bereit, auch einmal abzubiegen und die Meinung zu ändern. Kind bleiben, leidenschaftlich im Entdecken und Wahrnehmen, achtsam im Augenblick. Und niemals auf die Liebe vergessen.

Ein Kommentar zu „Unvergleichlich absichtslos

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