„Fang an! Dadurch allein kann das Unmögliche möglich werden.“
(Thomas Carlyle)
Liest sich recht einfach, aber ganz ehrlich: Ist es nicht vielmehr eine unserer schwierigsten Übungen? Wie oft kuschen wir vor dem kampfbereiten inneren Schweinehund? Wie oft hindern uns unaufschiebbare Termine, Zweifel oder Mutlosigkeit daran, einfach nur zu machen?
Im Kopf, da schlagen wir Schlachten, haben großartige Zukunftspläne, sind furchtlose Helden und kämpfen um unser Glück. Doch dann kommt völlig ungebeten ein lästiger Gedanke daher. Er ist ziemlich aufdringlich, will uns erinnern, dass wir auch mal Taten sprechen lassen sollten, die uns der wunderbar ausgemalten Fantasie und den hehren Plänen ein Stück näher bringen … und plötzlich wird es holprig.
Hat jemand schon mal versucht, die Ausreden zu zählen, die einem da einfallen? Wahrscheinlich nicht, sonst würde er heute noch zählen. Jeder von uns erinnert sich an seine Schulzeit, an jenen Tag, an dem man eigentlich für die Prüfung lernen sollte. Erst noch putzte man die Küche, mähte den Rasen oder renovierte kurzerhand das ganze Haus. Alles war willkommen, wenn man deswegen nicht zur Tat schreiten musste.
Warum fällt uns die Umsetzung so schwer?
Haben wir am Ende noch Angst vor dem Glück oder dem Erfolg? Davor, dass die Sache sogar funktionieren könnte? Lähmt uns der Gedanke, auf dem Weg dorthin eventuell ein paar Federn zu lassen und vielleicht dem einen oder anderen Stolperstein zu begegnen, für den es Anlauf braucht? Ob ein Sprungbrett bereitsteht, weiß man eben vorher nicht. Manchmal gilt wirklich: Augen zu und durch. Muss ja nicht mit dem Kopf durch die Wand sein, denn handeln wir nicht authentisch, werden wir uns blaue Flecken holen. Nicht nur am Körper.
Und noch etwas frage ich mich:
Wissen wir eigentlich, was wir wollen? Von wie vielen Dingen glauben wir bloß, dass wir sie brauchen? Die meisten von uns können eher benennen, was sie nicht wollen. Sollten wir darum nicht genau beobachten, wann wir lediglich die Meinungen anderer Menschen übernehmen und für gut befinden, was diese anpreisen? Wann wir Idealen nacheifern, die für uns selbst in Wahrheit gar nicht so ideal sind? Möglicherweise folgen wir ja auch nur einem Trend – einer momentanen Laune – und glauben zu wissen, was uns nachhaltig bereichert und langfristig zufrieden stellt.
Verlieren wir uns nicht alle ab und zu in blindem Aktionismus, weil uns etwas stürmisch begeistert, und erkennen später, dass wir uns geirrt haben? Oder es ist umgekehrt: Wir wenden uns von etwas ab und bemerken irgendwann, dass uns genau das entsprochen hätte, dass es gut für uns gewesen wäre, richtig gut. Nur haben uns nun mal ganze Horden von Zweifeln das Gegenteil eingeflüstert … Ich gebe zu, das kann den Startschuss für Lebensprojekte schon mal verzögern.
Gedanken, Fantasien, Träume – allesamt wunderbar und irrsinnig wichtig. Schließen wir sie aber im Kopf ein, können wir ihnen nicht die Hand reichen. So geben wir ihnen gar nicht die Chance, uns den Weg zu zeigen … den Weg zu etwas, was wir vielleicht eines Tages als unser ganz persönliches Wunder bezeichnen werden.
Es kann eine verstörende Erfahrung sein, wenn sich das für möglich gehaltene im fortgesetzten Tun ins Unmögliche wandelt oder als solches offenbart. Wenn man beim Wesentlichen angekommen entdeckt, dass niemand den Weg dorthin geteilt hat.
Mir gehts es wie Stefan.
LG Michael
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Auch mir sind diese Erfahrungen nicht fremd. Man startet gemeinsam, und auf einmal steht man am vermeintlichen Ziel und stellt fest, man geht schon eine Weile alleine.
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Bei mir persönlich war es immer eher umgekehrt. Was zu tun war oder getan werden wollte, wurde auch sogleich getan. Und ich konnte gut benennen, was ich wollte. Manchmal bremst eher das Leben als der innere Schweinehund.
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Das kam mit zunehmender Erfahrung, dass ich benennen konnte, was ich will. So gesehen ist es heute meistens das Leben, das die Bremse setzt.
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Gute Frage, (wirlich guter Artikel) wissen wir was wir wollen? Ich denke schon. Aber dann kommen die vielen Pro und Kontras. Und wir fangen an abzuwägen. Schon verloren. Da wir stets beide Seiten betrachten wollen. Wir möchten uns absichern. Am besten nach allen Seiten.
Aber leben ist eben nicht nach allen Seiten absichern. Es ist schon eher das Gegenteil davon. Volles Risiko. Alles oder nichts. Aber so werden die wenigsten Menschen groß. Immer ist da ein mahnender Finger, der Hinweis auf Gefahr. Und das lebt in uns. Möchten wir also spontan und entscheidungsfreudig werden, dann müssten wir dieses Sicherheitsdenken drastisch minimieren.
Aus Abenteuer besteht ein Leben und nicht aus den Ziegeln, rund um uns herum, in unseren Zimmern der Sicherheit. Um wirklich zu leben mit allen Konsequenzen, muss man vor seine Tür treten. In Freude und nicht in Angst.
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Da stimme ich dir schon zu, dass unser Handeln leider Gottes von einem hohen Maß an Sicherheitsdenken geprägt ist. Einem vielleicht ZU hohen, das uns an entscheidenden Punkten hemmt. Aber andererseits bin ich schon auch dafür, dass man mögliche Konsequenzen im Auge behält und nicht einfach blindlings agiert. Wie so oft wäre das Mittelmaß hilfreich. Aber wo ich dir zustimme, ist, dass Angst der schlechteste Ratgeber ist.
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Ja, dieser goldene Mittelweg. Er ist weder Fleisch noch Fisch, wie man im Volksmund sagt. In unserem Fall, wäre er Sicherheit und Abenteuer zu gleichen Teilen. Funktioniert das? Abenteuer bedingt wenig bis keine Sicherheit. Sicherheit bedingt wenig bis kein Abenteuer. Also das Risiko minimieren bedingt viel Zeit. Abenteuer leben bedingt einfach machen. So schließt der eine das andere aus. So wie wir aufgewachsen sind im allgemeinen. Daher denke ich, dass der Mittelweg entweder nicht funktioniert oder eben nur eine mittelmäßige Entscheidung die Folge sein wird. Wir brauchen dringend neue Lebensansätze. Neue Lebensgewohnheiten. Neue Lehrmethoden. Neue Ansätze das Leben zu betrachten. Wir müssen/sollten uns dringend von unserem Sicherheits Denken abwenden, da es eh nur eine Illusion ist. Denn gegen die wahren Gefahren haben wir keinerlei Mittel die funktionieren würden. So leben wir nur eine lähmende Illusion von Sicherheit.
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Mit der goldenen Mitte meine ich eine gewisse Gewaltfreiheit, die sich in Extremen leider zu oft findet. Sich einzupendeln auf eine gelassene Mitte hat nichts mit Gleichgültigkeit zu tun, im Gegenteil: Ich denke, dass man daraus die weit besseren Entscheidungen trifft, zu denen man auch nachhaltig stehen kann. Wo es angebracht ist, sollte man handeln, jedoch auch zu allen möglichen Konsequenzen stehen, und das fällt nicht immer leicht, wie uns allen bekannt sein dürfte. Hüten sollte man sich in der Tat vor vermeintlichen Sicherheiten oder davor, sich in Sicherheit wiegen zu lassen. Sich nicht allzu viel von zweifelnden Stimmen anderer Menschen oder der eigenen einlullen zu lassen.
Der Abenteuerlust Verstand und Logik zur Seite zu stellen wird nicht schaden. Wenn beide Stimmenfreiheit haben, bilden die ein ganz gutes Team, denke ich. 🙂
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Ich denke auch, dass die Drei ein gutes Team bilden. Ja die lieben Konsequenzen die so gerne gemieden werden. Aber man könnte bedenken, dass nicht viel im Leben eines Menschen, ohne Konsequenz ist.
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