Gedankensplitter

Ist Schweigen immer Gold?

Jeder von uns kennt wahrscheinlich diesen Teil eines berühmten Zitates. Ich glaube zu wissen, welche Art des Schweigens hier gemeint ist, und dem kann ich nur zustimmen.
Warum aber tun wir uns manchmal mit dem Schweigen, egal ob mit dem eigenen oder dem eines anderen, so schwer? Warum machen wir unseren Wert daran fest, wie oft und wie ausführlich oder auch nur wie schnell wir kontaktiert werden? Oder können unseren Mund nicht halten, einfach, um dem Menschen gegenüber nur zuzuhören?
Ohne ihm gleich Ratschläge oder die eigenen Geschichten um die Ohren zu hauen. Wenn er etwas wissen will, wird er schon danach fragen.

Stille ist so etwas Erhabenes. Die kann wunderbar zwischen Menschen schwingen. Vorausgesetzt, man lässt ihr diesen Raum. Die Seele hat kein Problem mit der Stille, die weiß um deren Anmut. Dass es eben Zeit braucht, um sich zu sammeln, die richtigen Worte zu finden, die dann zur Kostbarkeit werden.
Unser Ego sieht das schon ein wenig anders. Bin ich in Vergessenheit geraten? Habe ich Unsinn geredet? Bin ich nicht wichtig? Bin ich übersehen worden? Ausgetauscht? Dem Leben vom Tellerrand gerutscht?

Ich habe einmal ein anderes Zitat zu diesem Thema gelesen: „Schweigen ist die unerträglichste Form einer Antwort“, an den Verfasser erinnere ich mich leider nicht mehr.
Auch das können sicher viele von uns nachempfinden. Man kann Schweigen als die perfekte Waffe einsetzen, um einen Menschen in die Knie zu zwingen. Im modernen Sprachgebrauch nennt sich das „Ghosting“, tatsächlich habe ich einmal davon gelesen, dass es Leute geben soll, die das zum eigenen Entertainment einsetzen, eine widerliche Form des Mobbings. Kein im Affekt gesagtes Wort, keine Ohrfeige kann mehr weh tun als Ignoranz.

Sicher, manche Sätze in einem Streitgefecht können tief gehen, können, obwohl in einer Sekunde dahingesagt, unglaublichen Schaden über eine lange Zeit anrichten. Man sollte seine Worte schon mit Bedacht wählen, und wenn die flammende Emotion dies verhindern will, dann lieber ausatmen, einatmen, ausatmen…
Aber man hat Menschen oft sagen gehört, kein Eklat war schlimmer als das darauf folgende Schweigen ertragen zu müssen, diese Form der passiven Aggression. Da muss man schon sehr in sich ruhen und in Sachen Gelassenheit in der Königsklasse angekommen sein, um das im Vertrauen ertragen zu können. Der Schweigende ist ja in der Machtposition. Die wird dann genützt, um einfach aufzulegen, auf keine Nachricht zu reagieren, türenknallend davon zu laufen und den Zurückgelassenen im eigenen Saft schmoren zu lassen. Die Liste der Ideen scheint dann unendlich. Man könnte genauso sagen: Ich bin gerade emotional und alles, was ich jetzt sage, könnte Schaden anrichten. Ich brauche ein paar Augenblicke für mich, danach können wir uns wieder begegnen. Schwierig, wenn man auf hundertachtzig ist? Ja! Wir können uns mitteilen, dass wir Sehnsucht nacheinander haben, uns vermissen, also warum nicht auch sagen, dass wir gerade eine Atempause benötigen? In Form von WORTEN, nicht unerträglich kühlem Schweigen über Stunden oder gar Tage. Denn meistens erscheinen die Dinge am nächsten Morgen sowieso grenzenlos überzogen und unnötig aufgebauscht. Was kann so schlimm sein, dass man sich um Nähe, Respekt und Versöhnung bringt? Nicht viel.

Es gibt natürlich auch Menschen, mit denen hat man sich so viel zu sagen, dass man gar nicht mehr damit aufhören will. Aber selbst da – oder vielleicht genau da – schwingen ein paar Stunden Stille besonders magisch.
Das am schönsten eingesetzte Schweigen ist sowieso das, welches gerade zum Augenblick passt, weil der so perfekt ist, dass er keine Worte braucht. Wenn es ruhig in dir wird, weil der Atem des Menschen neben dir raumerfüllend ist und dein Herz nur noch verzaubert lauschen mag…

2 Kommentare zu „Ist Schweigen immer Gold?

  1. Still sein, Schweigen, gibt es also in tausenden Facetten, von wunderschönen bis unerträglichen.
    Die wunderschönen Momente nehmen und die unerträglichen in die Wüste schicken würd ich meinen.😎
    Wer mir keine Antwort gibt, spricht entweder meine Sprache nicht, was ok ist, oder will mir nicht Antworten, aus welchen Gründen auch immer.
    Den hab ich das letzte mal gefragt.
    Baba und foi ned.
    Hat was mit Respekt voreinander zu tun.
    Und das gleiche bitte mit denen die ungefragte Ratschläge für
    anderer Leben erteilen, die hab ich schon gefressen.
    Also in aller Verschwiegenheit, die sollen sich schweigend vom Acker machen🤐🤬🙊

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