Gedankensplitter

Authentizität

Jüngst habe ich mich mit meinem lieben Freund Frank über Authentizität unterhalten.
Authentizität – das Wort, das kaum jemand auf Anhieb flüssig aussprechen kann. Ich habe mittlerweile Übung darin, weil es so oft Thema war und man auch immer wieder davon liest.

Authentizität bedeutet, man selbst zu sein, entsprechend der eigenen Persönlichkeit zu handeln.
Mir fällt auf, dass darüber gesprochen wird, als wäre die Persönlichkeit ein statischer Wesenszug, der uns angeboren ist wie unsere Haar- oder Augenfarbe. Fast so, als wäre sie in Stein gemeißelt, sodass jegliche Abweichung den für uns falschen Weg bedeuten kann.

Ist es nicht vielmehr so, dass Echtheit etwas Flexibles ist? Es wäre unlogisch, dass wir selbst uns weiterentwickeln, unsere Bedürfnisse aber hinter uns zurückbleiben. Vieles, was sich früher wirklich stimmig anfühlte, sehr gut zu der jeweiligen Lebensphase passte und einen erfüllte, hat sich verlaufen, sein natürliches Ende gefunden und würde dem aktuellen Alltag vielleicht gar nicht mehr entsprechen. Ja, und manche Kreuzung war ein Umweg, der das Voranschreiten auf dem eigentlichen Pfad ein wenig verzögerte. Egal, ob es sich um Musikgeschmack, die Frage, wo man wohnen will, Hobbys, Urlaubsziele oder, ja, sogar zwischenmenschliche Beziehungen handelt: Nichts davon folgt einem starren Pfad. Ich lese heute ganz andere Bücher als früher, und viele davon hatten mich damals wirklich begeistert.

Authentizität ist eher eine verlässliche Begleiterin, eine Art Kompass, der uns ein Gefühl dafür gibt, wo wir gerade stehen, was uns bereichert und wovon wir uns eher fernhalten sollten. Sie wächst, sie entwickelt sich mit uns, sie ist kein fixer Vertrag, den wir einst bei unserer Geburt unterschrieben haben.
Deshalb sollten wir auch nicht hadern mit früheren Entscheidungen, uns nicht lustig machen über die Mode, die wir in der Jugend trugen, oder Groll hegen gegen vermeintlich ungelöste oder unerfüllte Beziehungen. Manche sprechen dann von einem „Scheitern“, nein, ich sehe es als kleine Meilensteine auf unserem ganz persönlichen Lebensweg – wichtige und wertvolle Begleiter auf unseren vielen Etappen.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, den wir in Bezug auf unsere Bedürfnisse nicht außer Acht lassen dürfen: Wir sollten auch keinesfalls den Einfluss der Gesellschaft, verschiedener Trends oder geschickt manipulativen Marketings unterschätzen, die besonders gerne auf unsere Bedürfnisse abzielen, sie besser zu kennen scheinen als wir selbst.
Lasst euch nicht verlocken. Und wenn, dann von den Menschen oder Dingen, die euch zum aktuellen Zeitpunkt ein Lächeln ins Gesicht zaubern, die eurem Seelenfrieden und der inneren Zufriedenheit zuträglich sind. 💓

4 Kommentare zu „Authentizität

  1. Ein guter Beitrag! Authentizität ist mittlerweile zu einem Modewort verkommen. Du hast sehr gut beschrieben, dass sie sich auch unseren Erfahrungen anpasst und sich mit den Jahren verschieben und ändern kann. Ich sehe darin nichts Schlechtes, schließlich wachsen wir mit unseren Erfahrungen. Den Vorschlag, sich nur von Menschen und Dingen, die ein Lächeln ins Gesicht zaubern, verlocken zu lassen, werde ich mir merken.
    Liebe Grüße
    Erika

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