Manchmal kann man direkt Angst vor dem Leben kriegen. Zunächst gibt es da die obligaten, täglichen Negativschlagzeilen aus aller Welt. Und als wäre das nicht genug, kommen dazu noch persönliche Geschichten und Lebensdramen.
Wo positioniert man sich, welche Gedanken und Gefühle darf man dazu haben? Man spürt das ängstliche und labile Pendeln der Seele, hin- und hergerissen zwischen Vernunft und Angst, zwischen Zweifel und Zuversicht. Als säße man allein in einem kleinen Boot auf stürmischer See, den tosenden Wellen hilflos ausgeliefert.
Manchmal beraubt mich das meiner Worte. Vor allem, wenn man mich aus der Hüfte heraus nach meiner Meinung fragt. Ich schwanke zwischen dem, was ich sagen will, und nobler Zurückhaltung. Ist es wirklich immer besser, seine Meinung ungefiltert herauszuposaunen, oder ist auch hier manchmal Schweigen Gold? Darf man sich distanzieren und sagen, dass man sich gegenwärtig nicht in der Lage dazu sieht, Stellung zu beziehen? Ist die Gratwanderung zwischen Beistand und gesundem Abstand legitim? Wie konstruktiv ist es, Ratschläge zu erteilen, an die man sich selbst nie gehalten hätte, oder jemanden gar zurechtzuweisen?
Und was ist mit den größten aller Fragen, die sich wahrscheinlich Unmengen von Menschen in diesen Tagen stellen: Darf man das Leben noch genießen? Darf man sich gar glücklich fühlen? Darf man dem Leben noch vertrauen?
Darauf antworte ich ganz klar: Ja! Ja!Ja!
Man darf nicht nur, man MUSS. Ich halte es für unsere Pflicht, gut für unser eigenes Leben und unser Wohlergehen zu sorgen.
Glücksforscher und Menschen, die sich professionell mit der Materie befassen, sind der Ansicht, dass jemand, der eine gewisse „Glückshygiene“ betreibt, indem er die für sich richtigen Ziele verfolgt und nicht den falschen hinterherläuft, einen größeren Beitrag zum Gelingen einer Gesellschaft leistet – wenn nicht sogar den allerwichtigsten. Ich persönlich meine, er tut mehr dafür als so mancher aggressive Aktivist, der bloß aus der Wut heraus mitschreit. Vielleicht lehne ich mich weit aus dem Fenster, aber ich bin der Ansicht, dass zufriedene und in sich ruhende Menschen weniger zu destruktiven Handlungen neigen, eher lösungsorientiert handeln und ihnen das Wohl anderer vielleicht sogar deshalb mehr am Herzen liegt. Da erscheinen Ethik und Moral dann oft ganz natürlich.
Am nachhaltigsten wirken Momente des Glücks oder der inneren Zufriedenheit, die sich nicht aus dem Außen speisen, denn sie entbehren jeder Abhängigkeit. Wahrscheinlich strahlt man das an die Welt ab. Gerade in Zeiten, die sich nicht als die besten hervortun.
Als ich diese Gedanken verinnerlicht hatte, da merkte ich, dass die Wellen, die von außen heftig an meinem kleinen Boot gezerrt hatten, nicht mehr drohten, mich in die Tiefe zu ziehen. Stattdessen ließen sie mich auf weit stillerem Wasser dahingleiten – getragen von einer kindlichen Neugier, was mich am nächsten Ufer wohl erwarten würde.

Stürme sind nichts Neues, nein.
Ich lasse mich führen und mache das Beste draus.
Gruß Reiner
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Recht hast du! Grüße zurück. 🙂
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Ein sehr schöner, mutmachender Beitrag .. Danke
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Herzlichen Dank!
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Wieder ein wunderschöner Beitrag, der mir aus der Seele spricht. Ich finde auch, dass eine gewisse Distanz zu all der negativen Aufregung, die um einen tobt, wichtig ist. Und natürlich Zuversicht und Vertrauen in eine Zukunft, in der man sich erst dann mit den Problemen beschäftigt, wenn sie wirklich eintreten. Einen schönen Sonntag und viele Grüße, Erika Magdalena
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Herzlichen Dank, ich stimme zu, dass eine gesunde Distanz nicht Desinteresse bedeuten muss, ganz im Gegenteil. Liebe Grüße zurück, Heidi
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