Gedankensplitter

Technikliebe

Mein Vater war ein sehr intelligenter und aufgeweckter Mensch, der sich seine Neugier auf die Welt auch im Alter bewahrt hatte.

Er hat sich häufig in seinen Keller zurückgezogen, wenn wieder einmal ein mysteriöses Päckchen mit der Post ankam. Zumeist befanden sich darin auf den ersten Blick undefinierbare Gerätschaften, Zubehör für den Antennenanschluss, irgendwelche Aufsätze für Gartengeräte oder Fernbedienungen mit Knöpfen wie für eine Raumschiffbrücke. Gleichermaßen staunend wie ratlos betrachteten wir die Teile. Er aber war begeistert und meinte, das alles auch zu brauchen.
Es tut mir sehr leid für ihn, dass er das Zeitalter des Internets, der Smartphones und der Streamingdienste nicht mehr erleben durfte. Es wäre sein Schlaraffenland gewesen und unser Keller hätte ausgebaut werden müssen.

Einen Teil dieser Begeisterung hat er an mich weitergetragen. Ich glaube, jeder, der ab und zu diesen Blog liest, weiß, wie sehr mich Mode begeistern kann. Aber wenn ein neues technisches Gerät Einzug in meine vier Wände hält, bin ich völlig aus dem Häuschen und der neueste Trendpulli darf gern bleiben, wo er ist. Stundenlang kann ich die Tiefen und Untiefen eines solchen Schatzes erforschen und mich durch Programme wühlen oder Anleitungsschritte im Internet recherchieren. Ich werde nicht müde, Ordner zu erstellen, Dateien in einer Cloud zu archivieren, zu schneiden, zu sortieren, umzubenennen und zu kopieren. Papa, guckst du?

Dabei spielt bestimmt nicht Fachwissen die größte Rolle, denn oft verstehe ich die einzelnen Schritte gar nicht im Detail. Dann greift der Zufall. Meine Werkzeuge sind Neugier und Begeisterung, Staunen und Probieren. Ich kann ohne Ende Recherche betreiben, wie man Dinge hinbekommt. Wo andere das Ding aus dem Fenster werfen wollen, da setzt mein Ehrgeiz ein. Ein neuer PC, der aufgesetzt werden und auf den man die Daten des alten transferieren will? Ich bin die Frau am Ort der Aufregung – und einer soll sich unterstehen, mir das abzunehmen!
Ich verberge solche Sachen vor Menschen, die mir dabei eventuell zur Hand gehen wollen. Außer natürlich, ich stoße an die Grenzen meiner persönlichen Fähigkeiten. Dann scheue ich mich nicht, um Hilfe zu bitten.

Was mich komischerweise weniger berührt, ist der Hype um Smartphones. Neue Galaxien und iPhones, omnipräsent und obszön überteuert – das prallt an mir ab. Anders der große Bruder, das Tablet. Als dessen Aufstieg begann, habe ich unser Kennenlernen lange hinausgezögert. Umso genussvoller habe ich es zelebriert, als es schließlich den Weg in meinen Haushalt finden durfte. Heutzutage sind wir unzertrennlich.

Viele Menschen haben eine für mich nicht nachvollziehbare Aversion gegen den Fortschritt und die Technik. Als wünschten sie sich das Wählscheibentelefon zurück. Ist es die Angst vor Veränderung? Überzogenes Nostalgiegebaren? Technik hat uns eine Menge erleichtert. Sie ist – wie so vieles – nicht der Feind, sondern erst einmal neutral. WieMenschen sie nutzen, das ist der springende Punkt. Nicht, dass es sie gibt.

Ich mag es, mich mit Technik zu umgeben, und ich denke oft darüber nach, welche Superhirne dahinter stecken und all das entwickelt haben. Über den Menschen, der einst die Glühbirne und das Rad erfunden hat. Über den Menschen, der sein Potential und seine Schöpferkraft immer weiterzuentwickeln und größer zu denken vermag – und ich hoffe, er tut dies ausreichend reflektiert.

Diesen Blogeintrag widme ich dir, Papa. Ich halte die Stellung!

2 Antworten auf „Technikliebe

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