Berühmte Menschen aus Kunst, Film, Musik, Schriftstellerei...

Marilyn Monroe

Charakterdarstellerinnen ringen dem geneigten Kinobesucher oder Streamer meist großen Respekt ab. Würde man Marilyn Monroe hier einreihen?

Fakt ist, dass sie viele ihrer Kolleginnen bis heute überstrahlt. Ihr Charisma scheint ungebrochen. Zahlreichen jungen Künstlerinnen dient sie in Sachen Optik und Kunst noch immer als Inspiration. Aber warum eigentlich?
Ein Oscar für ihre schauspielerischen Leistungen? Fehlanzeige. Ich glaube, dafür war sie nicht einmal nominiert. Zu wenig „ernste“ Rollen. Wieso? Möglicherweise deshalb, weil sie von ihren Zeitgenossen reihenweise unterschätzt und eher als platinblonde Sexbombe mit Pin-up-Attitüde und leicht naivem Touch gehandelt wurde.

Vielleicht lag die Essenz ihrer Kunst in etwas anderem, als dem, was die Akademie für wichtig und einer Auszeichnung wert befand. Es war die Empathie für ihr Umfeld und ihre völlig ungeschützt und nackt dargelegte Gefühlswelt, die jede ihrer Rollen adelte. Es war die Verletzlichkeit in ihren Augen, durch deren Tor sie in ihre Seele blicken ließ. Dieses Portal traut man sich kaum zu betreten; man könnte in ungeahnte Tiefen fallen. Bis zur Selbstaufgabe gab sie sich ihrem Talent hin und den Männern – stets auf der Suche nach dem, was sie am meisten vom Leben wollte: Liebe.

Empfindet sie Mitleid auf der Leinwand, will man selbst es sein, der sich das Knie aufschlägt, bloß um einmal von ihrem Mitgefühl getroffen zu werden. Lächelt und strahlt sie, ist selbst die Sonne auf den höchsten Lichtschutzfaktor angewiesen. Wenn sie weint, dann ist man betroffen bis ins Mark und möchte der Welt eine Ohrfeige verpassen. Die Verzweiflung in ihrem Gesicht lässt einen annehmen, dass nichts jemals wieder gut wird. Und schreit sie Menschen an – wie in ihrem letzten Film „Misfits – nicht gesellschaftsfähig“ –, fühlt man sich beschämt. Als würde sie aus dem Bildschirm heraus brüllen und noch das eigene Gewissen treffen. Jedoch: Will sie verführen, dann zieht man sich auch als Frau besser warm an.

Würdest du dem heute gängigen Schönheitsideal gerecht werden? Keine Chance, Marilyn. Du antwortest Clark Gable im eben erwähnten Film auf seine Frage, ob du Kleidergröße 42 trägst, mit einem völlig unaufgeregten „Ja“. Zweiundvierzig. Deine Oberarme nicht trainiert oder gar definiert. Dein Busen unverfälscht echt, wie der einer Frau, die sich eben langsam den Vierzigern nähert. Da sind Kurven, die man dir heute unter Umständen wegretuschieren würde. Oder aber man würde dich, um der Diversity gerecht zu werden, als Plus-Size-Ikone stilisieren.

Du warst einfach echt. Du warst Frau, du warst Mädchen und Vamp, und du warst alles gleichzeitig. Das hat dich Unmengen von Lebenskraft gekostet – weil du dich manchmal an die falschen Menschen verloren hast. Die, von denen du glaubtest, sie seien die Besonderen. Der Liebe bist du immer hinterhergejagt. Ich glaube zu ahnen, dass sie dein Lebensziel war, nicht deine Triumphe.

Wie viele von uns Frauen sich wohl in dir wiederfinden? Es bräuchte heute noch mehr von deiner Sorte, doch die sind schwer zu finden. Den meisten fehlt dein in seiner Schüchternheit unglaublich mutiges Strahlen. Gefühle in Reinform. Immer eine Suchende.

Jörn Pfennig schrieb in seinem Gedichtband „Immer für dich, nie nur für dich, immer“ (1997, Goldmann Verlag) folgende Zeilen:

An Marilyn

Hast dich an deinen

Rundungen

wund gestoßen

weil die Welt um dich

so kantig war.

Hast deine Kanten

nicht rund gekriegt

weil die Welt um dich

so glatt war.

Warst wund

vom zweiten Anfang an

gestoßen

wie auch immer.

Hast viele

Nachfolgerinnen

Marilyn.

Fotoquelle: George Barris: Marilyn Monroe (USA, 1962; Abzug von 2006), http://www.viennaart.net

4 Antworten auf „Marilyn Monroe

  1. Das ist interessant auch zum internationalen Frauentag.. eine echte Lady trotz ihrem Schmerz., ihrer Emotionalität.. ihre schwierige Kindheit .. ihr Aufstiegswille, viel (männlicher) Missbrauch bis in die höchsten Kreise. Nach ihrem Tod noch benutzt und beschmutzt. Schöner Text und schöne Gedanken 🌹

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