Gedankensplitter

Only cool kids?

Als Teenager (und wahrscheinlich auch noch ein gutes Stück darüber hinaus) haben wir uns vermutlich alle für unglaublich cool gehalten.
Ältere Menschen – „Erwachsene“ – kamen uns wie bemitleidenswerte Kreaturen vor, war ihre Existenz doch praktisch langweilig, wenn nicht gar schon so gut wie vorbei. Die konnten einem maximal noch neidischen Blickes beim tollen Leben zuschauen. Spaß, Kreativität, Rebellion und die Fähigkeit, die Welt neu zu erfinden – alles Privilegien der Jugend, oder? Wer die magische Grenze von 35 überschritten hatte, wurde belächelt. Was wissen solche Menschen schon?

Eine ganze Menge, würde ich heute sagen.

Mittlerweile muss ich lächeln, wenn ich dieser kindlich-naiven Attitüde begegne. Wie oft hatte ich mich den Erwachsenen gegenüber so überlegen gefühlt, als gehörte mir die Welt? Und natürlich wusste ich es besser. Da kriegte ich noch nicht zu fassen, dass wahre „Coolness“ sich in ganz anderen Dingen zeigt.
Wahre Coolness zeigt sich in der Erfahrung, der Fähigkeit zur Reflexion, der gewachsenen Resilienz und einer souveränen Gelassenheit. In der Erkenntnis, was man tatsächlich kann – nicht in dem Wunsch oder der Hoffnung, etwas zu sein, was dem eigenen Naturell widerspricht. Wahre Coolness zeigt sich darin, Zugang zu seinen tatsächlichen Fähigkeiten und Talenten zu haben.

Auf einmal genießt man die Tage anders, wählt bewusst aus, wem oder was man seine Zeit und sein Augenmerk schenkt, verschwendet seine Aufmerksamkeit nicht länger an jeden x-beliebigen Außenreiz und Kick. Lebensfreude und der Spaß an den Dingen gewinnen eine ganz neue Qualität; Genuss wird zelebriert. Hinzu kommt, dass man wagt, sich verletzlich zu zeigen. Aufgesetzte Masken und Fassaden dürfen fallen, die Angst vor einem Imageverlust pendelt sich gegen Null ein.

Geerdete Persönlichkeiten wirken überzeugender, eigenständiger und autonomer als junge Blätter im Wind, die sich ganz schnell nach neuen Trends, Cliquen und dem Weltgeschehen richten. Überzeugender, eigenständiger und autonomer als solche, die noch immer Befriedigung im Trotzen und der Auflehnung erwarten, jedoch selten finden.
Sich den Dingen zu stellen und an ihnen zu arbeiten setzt ganz andere Dinge voraus, vor allem eine gewisse innere Ruhe und das Wissen um die eigene Persönlichkeit – das sogenannte Selbstbewusstsein.

Doch alles hat seine Zeit, seine Berechtigung. Genau so soll es sein. Nur auf diesem Weg ist Reife und Entwicklung möglich. Und im Optimalfall kommt am Ende die beste Version von uns dabei heraus.

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