Ich liebe Sagen und Legenden. Wenn es irgendwo mystisch zugeht, bin ich dabei. Man kann ja nie wissen … 😉
Lilith ist eine Frauenfigur, um die sich viele Mythen ranken. Sie wird als dunkler Zwilling des Mondes beschrieben, als Dämonin, als gefürchtetes geflügeltes Wesen – die Liste ist lang. Was ich besonders interessant finde, ist, dass sie der Legende nach als erste Frau Adams gilt. Es war also nicht Eva, die wir gern als solche betiteln, sondern Lilith.
Lilith jedoch wollte unabhängig sein, sich keiner ihr zugeordneten Aufgabe unterwerfen – und so folgte ihrem Verschwinden Eva. Dieser sagt man nach, dass sie sich aufgrund der schlimmen Geschichten, die sie über ihre Vorgängerin hörte, freiwillig unterordnete. Liliths Flucht aus dem Paradies soll nämlich mit einem Fluch einhergegangen sein, sodass ihr danach sämtliche dunklen Rollen zugeordnet wurden.
Man attestiert den beiden Frauen ganz unterschiedliche Charaktere: Die eine wild und freiheitsliebend, will sich kreativ ausdrücken, inspirieren, Muse und Geliebte sein – die andere geerdet, als Mutter, Ehefrau und Haushüterin.
Sind sie unser Erbe? Tragen wir die eine oder die andere in uns – oder gar beide, in verschiedener Ausprägung? Darf man in unserer Gesellschaft eine Lilith sein? Eine, die sich gegen das konventionelle Leben entscheidet, die keine Mutterschaft oder den Ehehafen anstrebt und lieber ihre Seele zum Ausdruck bringt? Aber wenn nicht, darf man in den Zeiten des modernen Feminismus überhaupt noch eine Eva sein? Wie wird über eine Frau geurteilt, die sich Heim und Familie zuwenden will, mit dem Herzen dabei ist und darin ihr Glück findet, ohne jedes Karrierestreben?
Ich habe einmal von sogar drei Frauenarchetypen gelesen: die Mutter, die Geliebte und die Priesterin. Das dürfte in eine ähnliche Kerbe schlagen. Weniger charmant wird diese Andersartigkeit als „Heilige vs. Hure“ beschrieben. Für meinen Geschmack ist das etwas zu schwarzweiß dargestellt.
Wahrscheinlich tragen wir tatsächlich Anteile von beiden in uns.
Vielleicht hat auch Lilith Sehnsucht nach Ankommen und einem Zuhause. Möglicherweise ohne Nachwuchs, dafür mit der Liebe ihres Lebens. Sie muss nicht flatterhaft sein, auch wenn sie freiheitsliebend ist. Es kann sein, dass sie ihre Gaben auf andere Art und Weise in die Welt bringt. Eva wiederum muss weder langweilig noch unterwürfig sein. Müttern wohnt die Kraft von Löwinnen inne. Und sicher haben auch sie ihre ganz speziellen Träume. Vielleicht genügt es ihnen, mit dem Kopf auf Reisen zu gehen; im Inneren kann man sich immerhin ganze Galaxien aufspannen.
Ich denke, jede Frau spürt, wessen Erbe sie vermehrt in sich trägt, welchen Platz ihre Seele in dieser Welt finden will. Man weiß es instinktiv. Dann gilt es nur noch, sich zu trauen. Worauf also warten? Sei wild und wunderbar …

Du schreibst hier aus der Sicht einer Frau über die Frauen. Ich kann Dir aber versichern, dass es vergleichbare Konflikte auch in der Männerwelt gibt. Die sind zwar komplementär aber nicht weniger polarisierend.
Guter Beitrag. Sehr guter Beitrag!
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Das kann ich mir gut vorstellen. Darüber wage ich aber nicht zu urteilen, mangels Erfahrung! 🙂
Danke dir!
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Unsere Katze heißt Lilith 😉
Liebe Grüße, Reiner
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Welch Zufall! 😉 Schöner Name. LIebe Grüße.
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