Mal sehen, was dabei herauskommt, wenn ich nicht plane, was ich schreibe. Ich bin in innerer Urlaubsstimmung und mein Schreibfluss anscheinend ebenfalls. Schreiben nährt sich meist aus Gefühlen, Erlebnissen und Begegnungen, doch im Augenblick bin ich wortlos – im positiven Sinn. Ich trage die Gelassenheit nur so vor mir her. Ist es gerade furchtbar langweilig? Nein, es ist gerade herrlich gegenwärtig. Zeitlupenmodus. Inseltempo. Momentaufnahme.
Geht es mir zu schlecht zum Schreiben? Überhaupt nicht. Ich segle auf meinen Gedankenbildern durch die freie Zeit, erfreue mich am herrlichen Nichtstun und grabe mich in Bücher ein, die schon Monate auf mich warten. Nebenbei schaue ich meine Serien und telefoniere mit meinem Lieblingsmenschen. Dabei lache ich Tränen und träume mit der Seele. Das offene Herzfenster, dieses schlosshohe, führt geradewegs aufs freie Feld und weiter zum Horizont. Ich schaukle in meinem Hängesessel, entdecke Gesichter in den Bäumen meines Gartens und versuche herauszufinden, mit wie viel km/h sich Nacktschnecken vorwärts bewegen können. Der weiße Schmetterling überlegt noch, ob er sich auf meinem Handrücken niederlassen möchte – aber wir haben ja Zeit.
Geht es mir zu gut zum Schreiben? Genauso wenig. Sicher, manch sensationelle Wortkreation gedeiht aus den dunkelsten Emotionen: Verdeckt von undurchdringlichem Gedankengestrüpp kauert man im finstersten Loch und kein Lichtblitz vermag die Misere zu erhellen. Nur Worte sind da – fantastische, großartige, literaturverdächtige! Wenn ich jedoch derart entspannt durchs Leben gleite, machen meine Worte dann vielleicht zur selben Zeit Urlaub am Strand?
Auf jeden Fall scheinen Sie meinen Ruf zu hören, ich spüre nämlich, dass sie ihr Zuhause in mir zurückerobern wollen. Ich hab euch vermisst – denn wer bin ich ohne euch?
Aber in Ordnung, ihr habt euch die Auszeit verdient. Ich habe mich derweil bei euren Brüdern und Schwestern in den Texten anderer Autoren herumgetrieben, bin sozusagen ein wenig fremdgegangen. Das wird meiner Inspiration und euch allerdings nicht schaden, im Gegenteil.
Schön, dass ihr wieder da seid. Letztlich gehören ihr und ich einfach zusammen – in guten wie in schlechten Tagen … und in denen voller Wunder.
Ist Dir schon mal aufgefallen, dass es niemanden in Geringsten stört, wenn sich Worte trennen oder gar scheiden lassen, um mit anderen Worten neue Beziehungen einzugehen?
Ich liebe diese Untreue der Worte. Gönnen wir ihnen die kleinen Urlaubsromanzen, Affären und Seitensprünge. 🙂
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😉 In diesem Fall klingt Untreue weniger schlimm!
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