Gedankensplitter

Sinnesrausch

Oft stehle ich mir ein Zitat aus einem Film. Dieses stammt aus der Biografie über einen Dichter der Romantik: „Einen See fühlt man, man studiert ihn nicht.“

Ich denke, wir sind zu verkopft, rational und an den falschen Stellen pragmatisch geworden. Wo es angebracht ist, habe ich nichts dagegen, aber lasst uns doch wieder mehr fühlen, ein paar der Mauern einreißen, die uns umgeben. Zeit, dass wir Luft hereinlassen – und den einen oder anderen Schmetterling.

Wann haben wir angefangen, alles zu Tode zu analysieren? Fragen stellen ist immer gut, manchmal frage ich mich jedoch, ob man Gefühle, die im Ursprung schön und edel sind, nicht auch zerreden kann – so lange, bis ihr natürlicher Schimmer für immer verblasst.

Ich möchte unserem Verstand keinesfalls die Daseinsberechtigung absprechen, dennoch steht er mitunter der Hingabe sowie der Sinnlichkeit im Weg. Alles muss heutzutage wissenschaftlich bewiesen werden. Sicher, den Drang, die Dinge verstehen und mit einer soliden, logischen Basis unterlegen zu wollen, kann man nachvollziehen. Ich glaube allerdings, dass wir weitaus mehr wahrnehmen, als der Verstand erklären kann. Das Problem ist, dass wir unserer Intuition mittlerweile nichts mehr zutrauen – aus Angst, dass wir uns irren könnten. Aus Angst vor falschen Entscheidungen.

Vermutlich fürchten wir generell nichts mehr, als getäuscht zu werden. Das Leben und die Menschen zeigen sich oft beängstigend maskiert, dermaßen künstlich, dass es nicht wundert, wenn wir die Fühler erst einmal einfahren.

Trotzdem gibt es Hoffnung.

Jetzt mal kurz weg mit dem Misstrauen und dem Verlangen nach Beweisen.
In uns schlummert leise pulsierend eine Schöpferkraft – eine Energie, die uns die Welt taktil und mit allen Sinnen spüren lassen will. Eine Energie, die uns nicht vorgaukelt, alles sei gefährlich geworden, sondern uns leise verführt, uns dazu verleitet, hinzugreifen und hinzuschauen, hinzuhören, hinzuschmecken und hinzufühlen. Aber Vorsicht, wir sind mittlerweile schon lange auf Entzug – das könnte in einem Rausch enden.

4 Kommentare zu „Sinnesrausch

  1. Ja, würde ich unterschreiben. Menschen allgemein sind einfach zu ängstlich geworden. Angst erzeugt Misstrauen. Misstrauen erzeugt Abstand. Abstand kann aber nur leben aus dem inneren heraus. Das bedingt einer Kontrolle der Gefühle. Und genau so leben die Menschen im 21. Jahrhundert. Je länger das andauert um so gefühlloser werden Gesellschaften. Es ist ein gefährlicher Weg auf dem wir uns befinden. Zumal die meisten Menschen sich dessen entweder nicht bewusst sind oder in der Annahme leben, dass dieser Schutz nötig ist. Dieser angebliche Schutz verhindert aber die Menschlichkeit. Das Zwischenmenschliche. Die Kommunikation über unsere Gefühle. Erledigt die Intuition. Menschen ohne diese „Eigenschaften“ verlernen die Liebe. Verlernen Liebe zu leben und mit ihren Mitmenschen zu teilen. Es ist wie mit Gott. Dieser verschwindet immer mehr und Wissenschaft hat seinen Platz eingenommen. Was bedeutet das für die Menschen? Glaube hat viel mit Hoffnung zu tun. Hoffnung ist Teil der Liebe. Mit Gott geht Liebe, völlig unabhängig davon, ob er existiert oder nicht. Ob man daran glaubt oder nicht. Er ist ein Symbol. Dieses schwindet. Und mit ihm das, wofür das Symbol steht. So zieht eine Aktion eine andere nach sich. Schneller und heftiger als wir uns das vorstellen können. Klingt jetzt übertrieben? Ich bin mir sicher, das ist es nicht.

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    1. Danke, Aris, für deinen ausführlichen Kommentar. In diesem Punkt stimme ich dir wirklich zu, dass viele Probleme daraus entstehen, dass der Mensch, eigentlich im Grunde ein fühlendes Wesen, fast nur mehr verkopft an die Dinge herangeht. Ich glaube auch, dass das viele seiner Probleme erschafft.

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