Gedankensplitter

Neujahr

Aus gegebenem Anlass werde ich aus dem wie sonst üblichen Sonntagsbeitrag einen Samstagsbeitrag machen. Also eigentlich einen Neujahrsbeitrag.
Ich blicke zurück auf ein aufregendes Jahr. Ich durfte mich ein Stück weit besser kennenlernen, durfte Dinge hinter mir lassen, entdeckte Räume in mir, die es noch zu öffnen galt. Die völlig unerwartete Begegnung mit einem ganz besonderen Menschen ließ mich tiefer denn je in mich eintauchen. Ich war erstaunt, was da noch so alles im Argen lag, sich wunderbar transformieren darf und durfte.
Die, die mich näher kennen, wissen, dass der Jahreswechsel keine einfache Zeit ist. Aber dieses Mal fühlte er sich richtig vertrauenswürdig an. Für die Außenwelt kann ich nicht sprechen, aber in meiner eigenen kleinen Welt tut es das.
Ja, 2021 war schon ein kleines großes Wunder. Dafür bin ich dankbar.
Habt ihr schon Vorsätze? Hier ein paar Vorschläge:

Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du die Karriereleiter vielleicht gar nicht erklimmen musst? Reicht es nicht möglicherweise, bis zur mittleren Sprosse hinaufzusteigen, sodass viel Zeit fürs Leben und die Dinge bleibt, die du liebst? Vielleicht darfst du dann trotzdem – oder genau deshalb – stolz auf dich sein.

Es ist löblich, auf dich und deine Gesundheit zu achten, aber manchmal muss es Pizza und eine Tafel Schokolade sein. Gepaart mit Schlafmangel und deiner Lieblingsmusik. Laut.

Man muss auch nicht aussehen wie all die „perfekten“ Menschen auf Instagram. Du bist auch mit mancher Narbe und der einen oder anderen Ecke und Kante schön. Für irgendeinen Menschen sogar am allerschönsten – und zwar für den, der in mehr als nur dein Gesicht blickt.

Ja, sich verlieben, etwas neu aufleben lassen, von vorn beginnen oder sich auf jemanden einlassen, das kann Angst machen und, stimmt, es kann zu Verletzungen führen. Aber spring ins eiskalte Wasser! Lass dich völlig aus der Bahn werfen. Sei überzeugt, dass du deinen Seelenzwilling triffst, daran darfst du ruhig glauben. Sei so unvernünftig, wie es nur geht, und bereue nichts. Möglicherweise ist die Liebe deines Lebens dabei, und die Angst, dass alles in Scherben endet, ist völlig unbegründet. Womöglich endet es stattdessen auf einer Gondel am Riesenrad. Vorerst.

Und wo wir gerade beim Thema sind: Gelten große Gefühle erst als große Gefühle, wenn ein Paar mindestens goldene Hochzeit feiert und sämtliche Höhen und Tiefen gemeistert hat? Oder glaubst du auch daran, wenn man nur einmal gemeinsam spazieren war und sich noch nicht einmal geküsst hat? Ich schon. Vielleicht ist eine solche Begegnung eine der besten – selbst wenn sie ein Traum bleibt. Bewahr sie in deinem Herzen, denn alles hat einen Sinn. Außerdem ist nichts zu klein oder zu banal für deinen persönlichen Kinofilm. Du darfst deswegen weinen und du darfst dich davon glücklich machen lassen. Wenn du jemanden nicht mehr aus dem Kopf kriegst oder er dich ganz schön nervös macht, sag’s ihm! Niemand verliert seine Würde, nur weil er jemanden mehr mag, „als ursprünglich geplant war“. Frag gar nicht erst, warum sich dein Herz ausgerechnet diesen Menschen ausgesucht hat, es weiß das wahrscheinlich besser als du. Zu lieben macht dich zu etwas Vollem, zu etwas Ganzem.

Steh zu deinem Wesen, auch wenn es nicht mit der Allgemeinheit konform geht. Sei manchmal Pippi oder Huckleberry. Jene, die die Gesellschaft misstrauisch beäugt, sind oft die schönsten Seelen. Wenn mich so eine berührt, dann ist das für immer.

Vergiss nicht, im nächsten Jahr im Wohnzimmer zu tanzen, wenn keiner zuschaut. Und wenn jemand zuschaut, pack ihn an der Hand und bring ihm den Tanz bei! Kauf dir ein knallrotes Kleid und flechte dir zwei Zöpfe, wenn dir danach ist. Küss dein Haustier und verschenke Gedichtbände. Schlaf zu Mittag, wenn dir die Augen zufallen, und beobachte um Mitternacht vom Balkon aus die Sterne. Mitunter ist das Leben einfach Rock ’n’ Roll! 🙂

Sei manchmal verletzlich, peinlich, naiv, unsexy und verlegen. Werde rot im Gesicht, wenn du jemanden angeschaut hast, weil du einfach nicht anders konntest, und man dich dabei ertappt hat. Lass dich auch mal in deine Schranken weisen. Und dann hol dir eine Umarmung ab. Gestehe, dass du im Augenblick nicht den Hauch einer Ahnung hast, wovon dein Gegenüber spricht. Gib zu, dass du dieses oder jenes Wort gerade zum ersten Mal in deinem Leben hörst. Häng jemandem an den Lippen, schlicht und ergreifend, weil diese Lippen so schön sind. Zaubere ihm Tränenglanz in die Augen. Liebe und verlier um Gottes willen nie die Freude daran.

Die wichtigsten Dinge, die du zu sagen hast – und das ist essentiell – musst du dieser Person unbedingt ins Ohr flüstern. Da gibt es keine Alternative. Sei jedoch gewarnt, dass du nur sehr wenige Menschen kennenlernen wirst, denen du ins Ohr flüstern willst. Vielleicht auch nur einen einzigen.

Die Welt ist nicht nur schlecht, obschon sie sich oft so präsentiert. Genau genommen kann die Welt selbst dafür ja aber gar nichts. Verantwortlich sind ihre Bewohner.
Sei bei denen, die Wunder suchen, die nichts für unmöglich halten und die sich was trauen – damit veränderst du die Welt.

Alles Gute für ein hoffentlich tolles neues Jahr 2022!

8 Kommentare zu „Neujahr

  1. Du hast in Deinem Beitrag viel Wunderbares und motivierendes geschrieben. Erfrischend! „Sei so unvernünftig wie es nur geht“, ein schönes Motto. Tanzen, wenn es einem danach ist. Auch mal peinlich und verlegen sein, auch mal zugeben, wenn man was nicht kapiert… Schöne Anleitung für 2022.
    Liebe Grüsse
    Thomas

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