Wissenschaft und Glaube, das war bisher eigentlich ein Widerspruch. Nach Beweisen für Gott sucht die Menschheit, seit es Naturwissenschaften gibt. Diese Frage, die jeden umtreibt: wo kommen wir her, wo gehen wir hin, kommen wir überhaupt irgendwo her, gibt es einen Ort für „nachher?“ Folgt alles einem Plan, hat jedes Menschenleben einen tieferen Sinn?
Diesem Thema nähert sich der Roman, den ich kürzlich gelesen habe, auf recht unkonventionelle und sehr unterhaltsame Art und Weise. Die Protagonistin ist eine moderne Frau, die sich mithilfe der Quanten- und Astrophysik auf die Suche nach einer höheren Intelligenz macht. Sie stößt dabei auf unglaubliche Erkenntnisse der Wissenschaft, hat aufregende Begegnungen mit interessanten Menschen, die nicht selten in amourös/erotischen Situationen enden, und letztendlich kommt sie dem Geheimnis des Universums sehr nahe…
Das Buch setzt sich über das verstaubte Image der Physik hinweg, ich selbst war niemals ihr größter Fan, jedoch versteht es Luca Rohleder, der mir bereits mit seinen Sachbüchern zum Thema Hochsensibilität ein Begriff ist, dem Laien in einem fesselnden wie einfachen Erzählstil diese Materie verständlich zu machen. Obendrein hat er die Geschichte in einen leichtfüßigen Roman verpackt, welchen ich nahezu als ein „Wohlfühlbuch“ bezeichnen würde.
Ich habe den Autor im Zuge meiner Buchbesprechung persönlich befragt, wo er denn seine umfassenden Kenntnisse auf dem Gebiet der Physik her habe. Er meinte, dass er selbst über naturwissenschaftlichen akademischen Hintergrund verfüge, jedoch Spitzenwissenschaftler befragt hätte, „sich nicht als Experte, sondern als Vermittler und Übersetzer dieser verstehe“.
Ein Catcher für das Buch war für mich eines meiner Lieblingszitate, es ist dies ein äußerst populäres vom deutschen Physiker Werner K. Heisenberg, der 1932 für die Begründung der Quantenphysik den Nobelpreis erhielt.
„Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott.“ Luca Rohleder hat es auf den Klappentext seines Buches „Die Suche nach Gott“ gestellt.
Der Autor hat im Aufbau seiner Kapitel ein Stilmittel gewählt, das am Ende für einen Überraschungseffekt sorgt, der knallt und so völlig unerwartet passiert. Im Zuge des Lesens erfuhr ich, dass es für das Leben eigentlich reicht, nicht alles wissen zu müssen, die Dinge zu nehmen, wie sie sind, denn genau so sind sie geplant, und dass wir unseren eigenen Plänen nicht immer über den Weg trauen sollten. Den Weg des Lebens zu beobachten kann nicht schaden: geht etwas leicht und man rennt offene Türen ein oder verhält es sich genau umgekehrt? Ist unser Kopfhirn wirklich der weiseste Teil von uns oder hat das Herzfeld oder gar der Bauch ein sehr ernstes Wörtchen mitzureden? Ich verrate nur soviel: ich habe mich mit einem entspannten Lächeln zurückgelehnt!
Ach, und dann ist da ja noch die eingangs erwähnte Naturwissenschaft. Ist das ganze Universum bloßer Zufall, die Anordnung der Atome und die Zusammensetzung der Materie nichts anderes als eine Folge des Urknalls, völlig wahllos, unwillkürlich?
Darauf würde ich mich nicht verlassen…
Buchtipp: „Die Suche nach Gott“von Luca Rohleder, erschienen 2020 im Verlag Dielus Edition Leipzig
Bildquelle: Verlag Dielus Edition Leipzig
Dieses Buch ist unglaublich erhellend. Wer offen für philosophische und spirituelle Themen ist und die Standhaftigkeit besitzt, sich durch die Quantenphysik zu quälen, die besonders den Anfang des Buchs dominiert, wird so manchen Aha-Effekt erleben und einige wertvolle Erkenntnisse daraus mitnehmen können.
Ich hätte allerdings das Abschlusskapitel weggelassen. Das ist einfach zu spekulativ und hinterlässt den schalen Beigeschmack schlechter SciFi-Schreibe.
Einen ebenso schlechten Beigeschmack hinterlässt bei mir auch das offenbar fehlende Lektorat. Abgesehen von den teils hölzernen und unnatürlich wirkenden Dialogen, schreien mir derart viele Schreibfehler und falsche oder fehlende Satzzeichen entgegen, dass ich mich von dem überaus guten Inhalt beim Lesen abgelenkt fühlte.
Mein Fazit: Inhaltlich ein echtes Juwel – literarisch eine mittlere Katastrophe.
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