Hochsensibilität

HOCHSENSIBILITÄT: Das berühmte „Nein-Sagen“

Ein wichtiges Thema, wahrscheinlich für den Großteil der Menschen. Deshalb darf sich jeder davon angesprochen fühlen!

Wenn jemand ans Ende seiner Kräfte gelangt und sich dies bereits in negativen Auswirkung auf Leib und Seele niederschlägt, sind folgende Fragen definitiv die falschen:

  • „Warum hat er die Grenze nicht gezogen?“
  • „Es hat ihm doch Spaß gemacht, warum ist jetzt alles auf einmal zu viel?“
  • „Warum hat er nicht gesagt, dass es genug ist?“ 
  • „Warum sagt er nicht einfach NEIN?“

Es gibt wahrscheinlich hundert Gründe, weshalb eine hochsensible Person nicht Nein sagt. Hier sind einige davon:

  1. Wie alle Menschen möchte man geliebt und anerkannt werden. Ein NEIN könnte Ablehnung zur Folge haben.
  2. Wenn Familienmitglieder oder Menschen aus dem nahen sozialen Umfeld von einem NEIN betroffen sind, kann das eine HSP in einen großen inneren Konflikt stürzen, denn durch ihre feinen Sinne und ein Zuviel an Empathie nimmt sie die Befindlichkeit des Gegenübers deutlich wahr. Das heißt, dass sie die Enttäuschung des anderen Menschen quasi am eigenen Leib erfährt.
  3. Viele HSP haben eine überdurchschnittliche soziale Kompetenz, weswegen man sie meist in künstlerischen oder helfenden Berufen antrifft, und nur sehr selten in wirtschaftlichen Bereichen, in denen es um reinen Profit geht. Ein NEIN stellt sich da gegen jede innere Überzeugung, selbst wenn es geboten wäre.
  4. Das schlechte Gewissen und die Schuldgefühle, die eine HSP plagen, wenn sie jemanden – nach ihrem Empfinden! – vor den Kopf gestoßen hat, wiegen schlimmer als ein JA, das im Augenblick gegen die eigenen Kräfte und Ressourcen arbeitet.
  5. Viele HSP weisen ein ausgeprägtes Helfersyndrom auf. Ihnen ist besonders daran gelegen, dass es ihrem direkten Umfeld gut geht. Sie neigen zur Harmoniesucht. Manche meinen gar, es wäre ihre Aufgabe, die Welt zu retten. Ein schroffes Wort der Ablehnung passt dazu überhaupt nicht.
  6. Ein weiteres Merkmal vieler HSP ist ein starker Sinn für Gerechtigkeit, der sich in etwa folgendermaßen äußert: „Habe ich das Recht, jemandem einen Wunsch auszuschlagen, obwohl ich mir im Bezug auf mein Leben selbst einige Dinge wünsche?“ Eine HSP fühlt sich nur in der Balance zwischen Geben und Nehmen wohl, tendiert leider oft zum Ungleichgewicht und verliert die eigenen Grenzen aus den Augen. 
  7. Das Stichwort schlechthin ist Perfektion. Nur wenn im Umfeld Harmonie vorherrscht und alles in Ordnung ist, kann sich eine HSP entspannen.
  8. Ausgeprägt spirituelle HSP haben vielleicht Angst  vor „Strafe“ jeglicher Art – vor Gott, Karma, dem Universum oder Ähnlichem. Auch das ist nicht zu unterschätzen, obwohl es meines Erachtens wirklich nicht nötig ist. Gott ist keine Person, die richtet. Dennoch muss man es ins Feld führen.
  9. Ich finde es äußerst schade, doch ich denke, HSP fragen sich oft, ob sie überhaupt Nein sagen dürfen. Ob es sie nicht zu einem schlechteren Menschen macht, anderen ihre Hilfe zu verweigern. Erwartungen von außen können eine HSP unter sich begraben. 
  10. Leider glaube ich auch – und das ist ein zentraler Punkt – dass vielen HSP erst bewusst wird, dass ein gesundes NEIN angebracht wäre, wenn ihre Grenzen bereits weit überschritten sind. Genau da muss man ansetzen: Bei sich bleiben, das eigene körperliche Empfinden wahrnehmen. Der Bauch irrt sich nicht. 

Ein toller Ausgangspunkt kann die Erkenntnis auf der Gefühlsebene sein. Die Erkenntnis, dass ein NEIN zu anderen manchmal ein JA zu sich selbst und seinen Bedürfnissen bedeutet. Man muss es nicht hinausschreien, man kann es auch ruhig (doch bestimmt) formulieren. Ein klares NEIN heißt nicht, dass etwas nie geschieht, sondern nur, dass es im Augenblick nicht stattfinden wird. Möglicherweise wird es nur verschoben – vielleicht sogar auf einen Zeitpunkt, der beiden Parteien besser passt.

HSP sind selten für Stress und schwere körperliche Arbeit geschaffen. Sie spüren einen inneren Widerstand dagegen, der in unserer leistungsorientierten Gesellschaft allerdings als Schwäche gilt. Erst recht, da solche Arbeit anderen Menschen wahnsinnig leicht von der Hand zu gehen scheint.

Bleibt bei euch, das ist Selbstliebe – und die ist wichtig.





5 Kommentare zu „HOCHSENSIBILITÄT: Das berühmte „Nein-Sagen“

  1. Wirklich sehr schön formuliert und zusammengefasst, ja – auch das mit dem schlechten Gewissen, das einem im Nachhinein oft viel zu lange beschäftigt und somit denken lässt, ‚ach, hättest du nicht doch einfach ja sagen sollen…‘ hat mir grad weitergeholfen.
    Übrigens finde ich den Namen „Seelenlandeplatz“ sehr schön und schau mir nun auch noch die anderen Landeplätze an 🙂

    Danke und lieben Gruß
    Elke

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