Gerade von Ratgeberliteratur hat man oft gewisse Vorstellungen. Ein wenig erhobener Zeigefinger, Fragen, die ins Innere bohren, ganz viele Tipps und manchmal auch echte Erfahrungsberichte von echten Menschen, die es geschafft haben und nun ein erfülltes Leben führen. Man schlägt das Buch zu, alles scheint in dem Moment sonnenklar, ein paar Wochen (Tage?) später überschlägt man im Kopf: wie war das nochmal? Man will doch auch ein optimiertes Leben haben!
Als ich dieses Buch, das einem bei der Identitätssuche helfen soll, aufschlug, musste ich erst einmal ganz herzlich lachen. Das Vorwort des Autors hat mich gleich gekriegt, selbstironisch, augenzwinkernd, humorvoll und gar kein erhobener Zeigefinger, ganz im Gegenteil. Ich bekam einen Fahrplan darüber, was mich in den einzelnen Kapiteln erwarten würde und hatte das überaus angenehme Gefühl, dass mir hier etwas angeboten und nicht aufs Auge gedrückt wird. Das machte mir Lust auf Lesen. Es handelt sich um das Werk: „Was bin ich? Wie bin ich? Wozu bin ich?“ von Dr. Hermann Rühle, einem Diplom-Psychologen aus Augsburg, erschienen im Dielus Edition-Verlag, 2018.
Interessiert uns nicht alle, wer wir sind? Was wir sind? Wie wir sind? Und vor allem: wozu wir sind? Diese Fragen beschäftigen die Menschheit wahrscheinlich, seit sie existiert. Wenn wir Antworten darauf finden können, kommen wir uns meines Erachtens schon ziemlich nahe.
Sich selbst zu kennen, kann von großem Vorteil sein, wir würden uns viel weniger irren, was sämtliche Entscheidungen in unserem Leben betrifft. Wenn wir wissen, wer und wie wir sind, dann haben wir SelbstBEWUSSTSEIN, dann kennen wir unsere Sehnsüchte, Wünsche, Begabungen und Anlagen, sehen, wovon sie motiviert und angetrieben werden. Manches kann ja auch ein Relikt unserer Vergangenheit, sprich Kindheit, sein, das ist mittlerweile allseits bekannt, aber diese Erkenntis macht auch vieles nicht mehr zwingend notwendig.
Dr. Hermann Rühle führt uns über den Jahrmarkt unserer Eitelkeiten, weist uns auf den Unterschied zwischen Schein und Sein hin, zitiert viele Persönlichkeiten aus der Philosophie, Psychologie, Kunst und Kultur etc.
Zwei Passagen möchte ich besonders hervorheben, die fand ich recht interessant, nämlich, dass wir viel von unserer Selbstwahrnehmung von der Meinung und Sicht der anderen auf uns abhängig machen. Das kann gut oder schlecht sein. Gut, wenn es Menschen sind, die uns lange und vor allem gut kennen und sich die Mühe machen, in unsere Tiefe zu blicken und schlecht, wenn uns unsere Außenwirkung so wichtig ist, dass wir uns von falschen und oberflächlichen Meinungen beeinflussen lassen. Ich bin sicher, da sind schon oft falsche Berufe, Partner, Wohnorte und sonstiges gewählt worden.
Weiters erklärt der Autor den Unterschied zwischen „Sinnsuchern“ und „Statussuchern“. Diese beiden Typen werden ihr Leben auf komplett unterschiedliche Weise ausrichten. Während der Statussucher stark abhängig von der Meinung der anderen und seinem Image in der Gesellschaft ist, lebt der Sinnsucher mehr nach seinem inneren Kompass, ist freier und unabhängiger von den Rückmeldungen anderer, ist bestrebt, seinem Dasein einen tieferen Sinn zu verleihen.
Viel mehr möchte ich nicht vorwegnehmen, aber im Zuge der Selbstfindung halte ich es für durchaus zielführend, einmal in sich hineinzuhorchen, wo man sich selbst ansiedelt. Und sich dann eventuell die Frage stellt, ob man an diesem Platz wirklich glücklich ist, weil er einem auch entspricht.
Wenn ihr das Thema der Identitätsfindung mit viel Humor angehen wollt, dann ist dieses Buch genau das richtige dafür!
Fotoquelle: Dielus Edition Leipzig
Hört sich echt gut an und könnte zu mir passen. Danke für den Tipp. 🙂
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Ganz sicher! 🙂
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