Gedankensplitter

Judas lieben

Am Ostersonntag besuchte ich die konzertante Aufführung des Musicals „Jesus Christ Superstar“.

Ich habe das Stück zigmal gesehen und bin immer wieder gespannt, wie der jeweilige Regisseur den Inhalt inszeniert. Dieser dürfte den meisten zumindest ungefähr bekannt sein.

Im Mittelpunkt stehen natürlich die Passion und die letzten Tage von Jesus, und im Rahmen dessen die problematische Beziehung zwischen Judas und Jesus. Hassliebe? Freundschaft, die an Geldgier und Ego zerbricht? Blauäugigkeit? Der eine gut, der andere schlecht? Tatsächlicher Verrat, der der eigenen Idee entspringt, oder doch Manipulation? Vielleicht Bestimmung? Oder kann man womöglich gar von Schicksal sprechen?

Selbstverständlich sind die meisten „Team Jesus“ – wer würde sich schon die Mühe machen, hinter die Kulissen des Judas zu schauen? Der ist für alle Zeit abgestempelt. Aber kann man es sich wirklich so leicht machen?
Die Polarität zieht sich durch unser Leben wie ein roter Faden. Gut und Böse. Licht und Finsternis. Moral und Verkommenheit. Schwarz und Weiß.

Wir sprechen gern von einer allumfassenden Verbundenheit, von Yin und Yang, von Teilpersönlichkeiten in uns. Davon, dass wir ALLES sind und stets beides in uns tragen. Nehmen wir unseren inneren Judas dann mit ins Boot?
Wir alle können Jesus lieben, aber können wir auch Judas lieben?

Wisst ihr, was mir an dieser Inszenierung am besten gefallen hat?
Am Ende ließ der Regisseur die beiden auf die Bühne kommen – Hand in Hand.

2 Kommentare zu „Judas lieben

Hinterlasse eine Antwort zu Heidi Kurcsis Antwort abbrechen