Gedankensplitter

Herbst 2.0

Trügt mich mein Gefühl oder beobachten wir alle tatsächlich zu wenig oder nicht aufmerksam genug?

Es scheint, Menschen brauchen eine ganze Weile, um Dinge zu verinnerlichen. Warum mir diese Gedanken kamen? Ich beobachte das Wetter. Nicht, weil die meisten meiner Aktivitäten im Freien stattfinden oder ich in täglicher Angst um das Klima lebe, sondern schlicht aus Interesse. Wetter ist etwas Spannendes – vor allem, wenn es einmal nicht macht, was man von ihm erwartet.

Dort, wo ich aktuell lebe, lebe ich seit ungefähr elf Jahren. In dieser Zeit gab es zwei Jahre, in denen sich der Frühling so gezeigt hat, wie man ihn sich vorstellt – oder vielleicht besser: Wie man ihn sich wünscht?
In den restlichen Jahren kamen die drei Frühjahrsmonate jedenfalls keineswegs mild, sonnig und pastellfarben daher, sondern stattdessen stürmisch und kalt. Es herrschte Nachtfrost und regelmäßig erfroren die Blüten der Fruchtbäume. Wir heizen bis Ende Mai, weil da noch einmal die Eisheiligen um die Ecke biegen, und vernehmen allerorts Klagen, dass man im eigenen Garten nicht machen könne, wie man gerne wollte.

Ganz anders hingegen präsentiert sich der Herbst, von den meisten aber anscheinend völlig unbemerkt. Goldfarben, warm (heiß?), gekrönt von gleißendem Sonnenlicht – und das oft bis zu Allerheiligen. Dass dem so ist, könnt ihr mir glauben, denn als Liebhaberin von Nebelwetter muss ich auf ebendieses schon jahrelang verzichten – wenn man von einigen wenigen trüben Tagen absieht. Trotzdem werden die Menschen nicht müde, sich vor der vermeintlich dunklen Jahreszeit zu fürchten und sich prophylaktisch über einen Mangel an Tageslicht zu beklagen, zu dem es überhaupt nicht kommt.

Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich vermute, dass spätestens im Januar – nach einem Weihnachten wie in Kalifornien – die ersten Menschen verlauten lassen, wie sehr sie sich auf den Frühling freuen, wenn alles wieder blüht und es endlich warm ist … 😉

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