Gedankensplitter

Euer Garten Eden

Der folgende Text stammt aus dem Jahr 2015, ich schrieb damals einen Blog namens „Heidis Gedankensplitter“. Rund um ihn spannt sich eine schöne Geschichte, die ich euch erzählen möchte.
Ich kann mich an den Film und die Atmosphäre des Nachmittags damals erinnern, was mich dazu inspiriert hat. Es war spannend, den Text aus heutiger Sicht noch einmal zu lesen, spontan wollte ich einiges weglassen oder hinzufügen. Damals war ich der Auffassung, dass man sich stets auf neue Wege konzentrieren sollte, weg mit den Altlasten und auf ins Abenteuer. Mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass sich zwei Menschen auch dauerhaft begegnen können, das bereits Bestehende magisch machen, es zum Glänzen bringen können, ohne dass man das Feld niederbrennt und nur Asche hinterlässt. Manchmal reicht es, wenn dieser „Garten Eden“ im Inneren blühen darf. Ich finde das auf eine gewisse Art und Weise sogar charmant.
Nicht alles muss reale Erfüllung finden, manches darf der schönste Traum des Lebens bleiben.
Wer weiß, vielleicht wacht man eines Tages auf und er ist wahr …

Aber lasst mich zu der Geschichte dazu kommen.
Eines Morgens, 3 Jahre nach der Veröffentlichung, befand sich eine Mail von einer Leserin meiner ehemaligen Gedankensplitter in meinem Posteingang, die mich um genau diesen Text bat, weil er ihr damals über schwierige Zeiten half. Sie konnte ihn nicht mehr finden, weil es Blogigo nicht mehr gab, also hatte sie sich auf die Suche nach mir gemacht und stieß auf den Seelenlandeplatz. Wie vom Donner gerührt saß ich vorm Laptop, las ihre Nachricht, die mich tief berührte.
Manchmal ist uns gar nicht bewusst, was wir mit unseren Worten auslösen können – manchen sind sie ein Geschenk.

EUER GARTEN EDEN (aus „Heidis Gedankensplitter“, August 2015)

„Irgendwo jenseits von richtig und falsch liegt ein Garten. Dort sehen wir uns wieder.“ (Rumi).

Dieses Zitat habe ich in einem Film über gesellschaftlich verhinderte Liebe gehört. Wer bestimmt, was richtig und falsch ist? Wer maßt sich an zu urteilen? Die Dinge, die im Leben geschehen, folgen einem natürlichen Lauf, das meiste unterliegt nicht einmal unserem Einfluss. Hat Liebe schon jemals wen gefragt, ob sie gerade passend auf der Bildfläche erscheint? Hat es jemandem schon genützt, vor ihr fliehen zu wollen, sie zu verleugnen oder zu unterdrücken? Ich glaube, er weiß nicht, mit welchem Gegner er es da aufnimmt.

Leider sind wir Menschen nicht so frei, um unseren Herzen zu folgen. Das benötigt Mut. Mut, sein bisheriges Leben vorübergehend total aus den Angeln zu heben, ins kalte Wasser zu springen und nicht zu wissen, wie tief es ist. Klar, das macht Angst. Kein Mensch rennt blindlings freudig auf Veränderungen zu. Lieber auf den gewohnten Pfaden weitergehen, die Nebenstraße meiden und wenn dort ein Schloss hevorleuchtet. Sicherheit kommt vor Abenteuer, echtes, pralles und wunderbares Leben kann auch beängstigend wirken. Man weiß ja nicht, worauf man sich einlässt, also schnell weg von da und zurück in die alten Gewohnheiten. Außerdem ist uns unsere Außenwirkung durchaus wichtig, der Mensch an unserer Seite sollte im besten Fall „herzeigbar“ sein.

Manchmal will die Liebe blühen, sucht sich zwei Menschen aus, von denen sie denkt, die könnten passen, wären es wert, dass ich sie packe. Wagt sich als kleines Pflänzchen an die Oberfläche, aber dann kommen die Kleingeister der Gesellschaft und trampeln darüber hinweg. Was denken die anderen? Die haben sie nicht abgesegnet, also ist sie falsch, diese Verbindung. Sie traut sich doch glatt an einem Platz zu gedeihen, an dem sie nichts verloren hat. Der oder die ist zu alt, zu jung, kommt aus einer anderen sozialen Schicht, hat die nicht passende Religion oder Kultur, eine andere Meinung, eine spezielle Optik, etc. Also versuchen wir sie zu verjagen, und wenn wir geduldig sind und den kurzen Schmerz aussitzen, dann verzieht sie sich vielleicht wieder dorthin, wo sie  allen besser in den Kram passt.
Die Liebenden, die zurückbleiben in einem Schmerz, sollen sich nicht anstellen, das wird schon wieder.

Irgendwo jenseits von richtig und falsch liegt ein Garten. Dort sehen wir uns wieder. Schön, oder? Klingt irgendwie nach Hoffnung.

Allen wahrhaftig, aber leider verhinderten Liebenden dieser Welt, sei es durch
Religionskonflikte, durch unterschiedliche soziale Schichten, zu große Altersunterschiede,
verfeindete Familienstrukturen, durch Intoleranz einer kleinlichen Gesellschaft oder durch
eigene Barrieren, die man sich aus Angst oder Scham aufbaut, wünsche ich, dass sie diesen
Garten finden und sei es für ein paar kostbare Augenblicke.
Ich glaube, dass Gott die Liebenden schützt. Das Leben straft niemanden, der für die Liebe kämpft. Auch wenn Kämpfen manchmal einfach nur „stillhalten“ heißt …

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