Gedankensplitter

Mein Weg zum Veganismus

Mein Weg zum Veganismus war anfangs, das gebe ich zu, nicht von Moral oder Ethik geprägt. Dafür war ich nicht ausreichend informiert. Wohl war mir die Problematik der Massentierhaltung bekannt, doch ließ auch ich mich mit dem Slogan der „humanen, biologischen Tierhaltung“ ködern: Glückliche Kreaturen, die frei laufen und ein unbeschwertes Leben leben dürfen – am Ende aber trotzdem sterben müssen und vorher teilweise jahrelang ihrer Muttermilch beraubt wurden.

Zuerst war da nur der gesundheitliche Aspekt. Aufgrund meiner Hautprobleme wurde mir angeraten, auf tierische Milchprodukte zu verzichten. Damit war ALLES gemeint: Käse, Joghurt, Topfen etc.
Interessanterweise war das noch nicht einmal schwierig, einzig dem Käse trauerte ich ein wenig nach. Doch gerade bei den Milchalternativen ist es unfassbar einfach. Man hat eine riesige Auswahl: Soja, Mandeln, Haselnüsse, Reis, Kokos – ich kann mir kaum vorstellen, dass man hier nicht fündig wird und alles bloß als eklig empfindet.
Vielleicht hilft der Gedanke an die Kühe, die schwanger gemacht und gehalten werden, um ihre Muttermilch zu produzieren, woraufhin das kleine Kalb schnellstens von ihr getrennt wird, damit WIR in diesen Genuss kommen. Das wiederum ist nicht eklig?
Ich konnte die Schreie von Mutter und Kind in meinem Kopf nicht mehr ausblenden. Deshalb halte ich Vegetarismus für fast noch fataler, als tatsächlich Fleisch zu essen. Wobei ich auch das nicht mehr tue.

Um alle hungrigen Münder stopfen zu können, bleibt nämlich nichts anderes übrig als die Massentierhaltung. Mit 20 Freilandrindern ist der Bedarf nicht gedeckt. Demnach halte ich den Traum von der glücklichen Kuh, die friedlich auf ihrer Wiese grast, für eine Illusion – für ein Bild, das den Menschen beruhigen soll.
Sollte euch das noch nicht abschrecken, weil euch das Tier als bloßes Nutzvieh erscheint, dann denkt an eure eigene Gesundheit und die vielen Antibiotika und Zusatzfuttermittel, die ihr mit dem Fleisch mit konsumiert, ganz zu schweigen vom Adrenalin des Tieres, das Angst hat und Qualen leidet.

Wann haben wir begonnen, Tiere in die Kategorien „Haustiere“ und „Nutzvieh“ einzuteilen? Und mit welchem Recht?
Ich bin sicher, der Großteil der Menschen bezeichnet sich als tierlieb. Bei den meisten hört diese Tierliebe jedoch beim eigenen Hund oder dem Liken süßer Videos von Katzenbabys auf Instagram auf. Gerade da sollte sie aber erst beginnen. Hat eine Kuh, ein Huhn, ein Schwein, eine Ziege, ein Tier, auf dessen Haut man scharf ist, nicht mindestens unser Mitgefühl verdient? Wann hat der Mensch aufgehört, Tiere als die heiligen Wesen, die sie sind, zu begreifen?

Wenn wir von Klimawandel und der Rettung der Natur sprechen, dann MUSS das Tierwohl an vorderster Front mitspielen. Alles andere ist als Scheinmoral oder Wegschauen zu verstehen. Tiere SIND Natur. Sie sind fühlende, liebende, uns zugewandte Kreaturen, die unseren Respekt, unsere Achtung und unsere Liebe verdienen.

Kennt ihr Robert Marc Lehmann und seinen YouTube-Kanal „Mission Erde“?
Schaut euch seine Videos an. Ich verneige mich vor Menschen wie ihm, vor ihrem Engagement und den Mühen, die sie auf sich nehmen. Er breitet seine Flügel über die schützenswertesten aller lebenden Wesen auf diesem Planeten aus. Dabei bleibt er stets respektvoll und verzichtet gänzlich auf Beleidigungen. Trotzdem schreckt er vor einer gesunden Portion Humor samt einer Prise Sarkasmus nicht zurück. Seine Followerzahlen sprechen für ihn. Ich bin eine von denen, die ihn unterstützen.
Lasst euch davon inspirieren, wie er euch die Welt unter und über Wasser näherbringt.

Natürlich ist es nicht leicht, jahrzehntelange Prägung, Essgewohnheiten und Geschmacksorientierung aufzugeben. Auch für mich war es teilweise alles andere als einfach. Anfangs ließ ich mich häufig zu Seitensprüngen hinreißen, dachte, ohne diese oder jene Scheibe Wurst würde ich es nicht schaffen. Ich gab mir Zeit, aß mein Fleisch und den Käse BEWUSST, horchte in mich rein und fragte mich: „Entspricht das wirklich der Wahrheit?“ Was brauchen wir tatsächlich und wie viel ist Gewohnheit?

Ich weiß, dass beim Veganismus immer wieder der Aspekt der Mangelernährung ins Feld geführt wird. In Wahrheit müssen sich die meisten Menschen jedoch lediglich ein einziges Vitamin extern zuführen. Ist das nicht zu schaffen?
Bei mir war es auf einmal da, dieses Gefühl, nicht mehr wegschauen zu KÖNNEN und keinen Genuss mehr ohne Reue zu empfinden.

Ja, man muss verzichten. Ja, es macht die Ernährung zunächst herausfordernder. Ja, und?
Ist es uns die Erde wert? Kann der Mensch noch verzichten? Er sollte es lernen, bevor er es MUSS. Für Unentschlossene präsentiere ich nachfolgend einen wunderbaren Food-Blog, der einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Die meisten der Rezepte habe ich bereits gekocht und probiert: Klare Empfehlung. Günstig, nachhaltig, gesund und superlecker! 🙂 

https://elavegan.com/

Abschließend will ich einen lieben Freund von mir zitieren, der da meinte: „Sollte ich mich aufgrund meiner veganen Lebensweise tatsächlich falsch ernähren und sollte ich deswegen fünf Jahre meines Lebens hergeben müssen, dann in dem Wissen, es für die Tiere getan zu haben.“

Das hat mich ganz tief im Herzen berührt. DAS ist für mich gelebter Artenschutz.

4 Kommentare zu „Mein Weg zum Veganismus

  1. Ich freue mich über diesen Beitrag und kann deine Worte nur unterstützen.
    Was die Mangelernährung angeht: Ich gehe jetzt in mein 18. Jahr veganer Ernährung und habe keine Mangelerscheinungen (ärztlich geprüft). Da muss sich heutzutage niemand Sorgen machen. Und es bedeutet heutzutage auch keinen Verzicht, so wie der Markt aufgestellt ist (das war anders, als ich damals anfing; da wusste kaum jemand, was Vegan überhaupt ist).
    Liebe Grüße an dich!

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    1. Danke, lieber Stefan. Ich freue mich über alles, das dieses Thema unterstützt. Auch ich empfinde keinen Verzicht, weil wir sowieso in einer Welt der Überfülle leben, aber ich weiß, dass es für die meisten Menschen vorerst Verzicht bedeutet. Und sei es nur im Kopf. Liebe Grüße zurück!

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  2. Ich denke nicht, dass „Verzicht“ das richtige Wort ist. Vielmehr unterstützt man mittels des Konsums tierischer Produkte die unnötige und ungerechtfertigte Ausbeutung unschuldiger Lebewesen. Es käme doch auch niemand auf die Idee zu sagen, es wäre Verzicht, wenn man davon absieht, seinen wohlhabenden Nachbarn zu überfallen, ihn bewusstlos zu schlagen und sich an dessen Hab und Gut zu bedienen.
    Und sollte man es doch Verzicht nennen, na ja, dann muss man so ehrlich sein und anmerken, dass sich die meisten Menschen durch ihr Essverhalten ohnehin ein Leben lang ziemlich limitieren. Es gibt dermaßen viele Nahrungsmittel bzw. Gerichte, von denen der gemeine Durchschnittsbürger noch nie gehört, geschweige denn gekostet hat, dass ich angesichts des Verzicht-Arguments manchmal doch ein wenig schmunzeln muss.

    Letztendlich würde ich sagen, es handelt sich um eine Umorientierung. Eine mutige Umorientierung hin zu mehr Bewusstsein, die einem in der Gesellschaft stellenweise schwer gemacht wird. Das ist aber eher dieser Gesellschaft und nicht dem Veganismus selbst geschuldet.

    Ansonsten gehe ich mit allen Punkten konform. Wundervoller Beitrag, wundervolle Einstellung, wundervolle Autorin. Ach, und wundervolles Zitat am Ende. 😉

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