Als bekennender Herbst-Fan bin ich vom Sommer diesmal ganz schön überlistet worden.
Nachdem ich wieder zurück aufs Land gezogen war, stellte sich mir die Frage: Kann es sein, dass ich mich in der Wohnung in der Stadt wirklich so wohlgefühlt habe wie hier? Nun, wenn das Haus mich heimelig empfängt und ich alle Fenster öffnen kann, ohne dass dünne Wände mir jedes Geräusch der Nachbarn weitergeben, dann kenne ich die Antwort.
Ich ertappe mich beim Lächeln, wenn ich unter dem Schattendach der Bäume stehe und mein Hund sich neben mir im Gras wälzt. Ich beobachte Bienen, die Nektar sammeln, sowie Vögel, die sich an der Tränke niederlassen und sich die Federn abkühlen.
Als ich neulich ziemlich früh erwachte, wollte ich gar nicht wieder einschlafen, denn durch das offene Fenster drang ein Vogelkonzert in den Raum. Die Geräusche der Welt hatten sich in einer wattebauschähnlichen Stille verfangen. Sie machten Pause von der Dauerbeschallung. Ein erfreuliches Erlebnis für die Ohren und in weiterer Folge für die Seele …
Ja, der Sommer hat mich heuer mit einer unerwarteten Charmeoffensive gepackt.
Sind unsere Vorlieben in Stein gemeißelt? Anscheinend nicht. Es scheint noch Dinge zu geben, die wir erst toll finden, wenn sie uns begegnen und uns berühren – weil sie ziemlich unwiderstehlich sind. Deshalb: nicht festlegen und stattdessen den Moment wirken lassen. Vielleicht ist es einer dieser magischen … und wenn wir nicht aufpassen, verpassen wir ihn womöglich noch.
(2014)
Nachtrag: Einige Sommer sind ins Land gezogen, manche gingen spurlos an mir vorüber. Meine Hündin hat mittlerweile ihre letzte Reise angetreten. Was die warme Jahreszeit heuer noch zu bieten hat, steht in den Sternen. Aber was sie bereits da gelassen hat, war eine Zeit der Begegnung, des Spielens, der Abschiede und vor allem des Vertrauens.