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Ein bisschen Coco

Kennt ihr Coco Chanel eigentlich näher? Seid nicht vorschnell mit dem Urteil, dass es sich hier bloß um die Namensgeberin einer Haute-Couture-Marke aus der oberflächlichen Modewelt handelt.

Gabrielle Chasnel (das ist kein Tippfehler!) hatte wahrlich keinen leichten Start ins Leben. Sie wuchs ohne Mutter auf und der Vater, der sich zumeist auf Jahrmärkten herumtrieb, steckte sie schließlich ins Waisenhaus. Schon als junge Frau nahm sie Schneiderarbeiten an und entdeckte dabei ihre kreative Ader, die sie fortan in verschiedenen Sparten auslebte. Gabrielle versuchte sich außerdem als Sängerin, was ihr ihren späteren Künstlernamen „Coco“ einbrachte. Dennoch blieb sie der Mode treu.

Begonnen hat alles mit Hutkreationen, die bei damaligen Persönlichkeiten alsbald Anklang fanden und ihr den Weg in die Modezeitschriften ebneten.
1910 eröffnete sie ihre erste Boutique – der Erfolg nahm seinen Lauf.
Ihr Parfum Chanel Nº 5 feierte letztes Jahr den 100. Geburtstag und gilt bis heute als der erfolgreichste und meistverkaufte Duft weltweit. Ein wahrer Klassiker.
1939 schloss sie ihr Unternehmen vorübergehend, denn Coco Chanel war in viele politische Wirren verwickelt. Auf diese Thematik möchte ich hier jedoch nicht eingehen, da ich ihr Schaffen und vor allem einige ihrer starken Statements in den Vordergrund stellen will.

Sie war niemals Ehefrau, immer Geliebte. Es ist kein Geheimnis, dass ihr die Männer den Start als Unternehmerin ermöglichten, doch bereits 1916 beschäftige sie 300 Näherinnen, konnte ihre Schulden begleichen und machte sich von jeder Unterstützung unabhängig. Persönliche Freiheit auf allen Ebenen war ihr extrem wichtig. Coco war ein, nun, nennen wir es sperriger Charakter. Nichtsdestoweniger – oder gerade deswegen – war sie eine Visionärin.
1954, mittlerweile 70 Jahre alt, startete sie ein fulminantes Comeback. Erst belächelt und als Fiasko verrissen, sollte sie alle Kritiker Lügen strafen. Bis heute steht Chanel für zeitlose Eleganz, höchste Schneiderkunst, Klassik und ja, auch Luxus. Chanel ist die Königsklasse der Haute Couture.

Coco hat die Damenmode revolutioniert, die Frauen aus fest geschnürten Corsagen und bodenlangen Röcken befreit. Ihre Kleidung war locker und luftig, Schlichtheit war ihr Credo. Man erzählt sich, bevor sie Mannequins auf den Laufsteg entließ, habe sie deren Outfits eher noch etwas weggenommen, anstatt etwas hinzuzufügen. Ihre Entwürfe waren klar, funktional und entbehrten unnötiger Verzierungen. 1913 erklärte die amerikanische Vogue ihre Designs als „Inbegriff der Eleganz“.

Ihre Zitate sind so legendär wie sie selbst. Drei davon haben mich besonders inspiriert:

Verwechsle nicht den Spaß am Gefallen mit dem Wunder der Liebe.“
Ich glaube, dazu bedarf es keiner weiteren Erklärung.

Schönheit beginnt in dem Augenblick, in dem du beschließt, du selbst zu sein.“
Ihr pflichtet mir sicher bei, dass Authentizität das schönste Accessoire ist, das man tragen kann.

Nacktheit präsentiert man mit dem Teelöffel, nicht mit der Schöpfkelle.“
Gerade dieses Zitat scheint so aktuell wie nie …

… schaut man sich Instagram oder manch roten Teppich an, könnte man nämlich meinen, dort würde eine Art Olympiade stattfinden; wer sich traut, am meisten nackte Haut zu zeigen, holt sich den Hauptgewinn. Nacktes Schaulaufen als Wettbewerb – was wohl Coco dazu sagen würde?
Wie langweilig, würde nur ein Fußgelenk oder eine Schulter hervorblitzen. Eine bloße Andeutung? Uninteressant. Fantasie ist out, man konsumiert lieber. Gab es nicht einmal Zeiten, in denen die Verpackung Teil des Spiels war?
Aber Stil ist nicht mehr gefragt, nicht sensationell und provokant genug. Erotik 2.0 lautet die Devise: je deutlicher, desto beachteter.
Das allein reicht aber nicht, obendrein muss chirurgisch und kosmetisch nachgeholfen werden. Denn wo kämen wir hin, würden wir unsere Natürlichkeit präsentieren? Schön geht (anscheinend) anders.

Wie schnell man selbst in Versuchung gerät: Sollte man auch …? Wer will, gern. Ich jedoch glaube, dass wahre Sinnlichkeit und Erotik einer Frau anhaften, die vor allem ihr Wesen anmutig zur Schau trägt. Die das Spiel mit ihrer Weiblichkeit beherrscht und dieselbe noch mit einem wachen Geist garniert.

Coco, was meinst du dazu?
Du hast uns aus Modediktaten befreit und wir zwängen uns wieder hinein, wetteifern mit den Körpern der jungen Mädchen, treten mit ihnen in Konkurrenz. Wir tilgen jegliche Fantasie. Dafür hattest du nichts übrig … und das nennt man dann wohl Stil.

Ein Kommentar zu „Ein bisschen Coco

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