Gedankensplitter

Glücksrezept

In einem Buch, das sich eigentlich auf Partnerschaften zwischen Hochsensiblen bezieht, habe ich eine sehr interessante Passage gelesen, die sich generell auf Beziehungen übertragen lässt.

Oft werden zufriedene Langzeitpaare, die einander noch zugetan sind, nach ihrem Glücksrezept gefragt. Da hört man die unterschiedlichsten Dinge. Vom gegenseitigen, nie enden wollenden Respekt (sehr wichtig), von Toleranz im Beziehungsleben (sehr wichtig), von gemeinsamen Interessen und manchmal auch von: Wir streiten nie. Na ja, hoffentlich gehen dann wenigstens irgendwo die Wogen hoch. Ganz ohne Reibung, das stelle ich mir ein wenig arg steril vor. 🙂

Jedenfalls stand da geschrieben, dass ein auf Dauer in einer Beziehung glückliches Paar aus zwei glücklichen INDIVIDUEN besteht. Applaus!

Damit gemeint ist, dass gar nicht erst die Bedingung gestellt wird: Erst durch die Partnerschaft oder günstige Lebensumstände bin ich glücklich, sondern ich bin es schon davor, für mich als Person. Wer als Einzelner schon ein kreuzunglücklicher und unzufriedener Mensch ist, der wird sich auch in einer Paarbeziehung nicht ändern, im Gegenteil, er wird den Partner mit seinen Anforderungen erdrücken, ganz nach dem Motto: Mach du mich jetzt gefälligst glücklich! Niemand auf der Welt hat das Recht, das von jemand anderem zu fordern, geschweige denn, dass es irgend jemanden gibt, der das erfüllen könnte. Liebe setzt höchstmögliche Freiwilligkeit voraus.

Man hört andauernd, man muss an der Beziehung arbeiten. Aber irgend etwas daran gefällt mir nicht. Viel ansprechender fand ich ein Zitat, das mir unlängst untergekommen ist: Eine gute Partnerschaft setzt keine Arbeit voraus, sondern Vertrauen.  Viel weiter würde es uns bringen, wenn wir an uns arbeiten,  für unsere eigene Zufriedenheit und unsere emotionale Balance sorgen. Dann sind wir auch nicht so kritisch anderen gegenüber und dauernd eingeschnappt.
Die Beziehung wird so zur Erweiterung und Bereicherung des eigenen Daseins, aber nicht sein absoluter Lebensmittelpunkt. Das kann nämlich recht ungesund werden, wenn man nur darum kreist und nicht mehr fühlt: Wo beginne ich, wo hört der andere auf? Es gibt nie eine Garantie, und wenn der Partner – aus welchen Gründen auch immer – plötzlich nicht mehr da ist, wird einem die Lebensgrundlage entzogen. Das fühlt sich dann wie Sterben an. Deshalb halte ich es für essentiell, die stabilste Beziehung vorerst zu sich selbst anzustreben. Angereichert mit Vertrauen, das man in einen anderen Menschen setzt, dürfte dies ein wirklich brauchbares „Glücksrezept” sein.

Deshalb sind Selbstreflexion, Selbsterkenntnis und die Suche nach dem persönlichen Glück, das von Menschen unabhängig ist, der Schlüssel zum beständigeren Glück, und wenn der andere sich ebenso bemüht, in sich zu gehen, sind die Chancen sehr  hoch, dass er das passende Schloss hat … und dann passt auch zueinander, was auf den ersten Blick sehr unterschiedlich wirkt.

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