Hochsensibilität

Hochsensibilität vs AD(H)S

Gerade bei Kindern werden diese beiden Phänomene häufig „diagnostisch“ verwechselt, weil sie auf den ersten Blick Parallelen aufweisen. Umso wichtiger ist es, auf die Unterschiede zu achten.
Während das eine genetisch veranlagt und deshalb nicht „aus“therapierbar ist (HS), spricht man vom anderem als einem Syndrom (ADHS). Das H bei ADS setze ich der Einfachheit wegen in Klammern, weil es zwei Formen gibt: ADS = Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom, ADHS = Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung bzw. Syndrom.
Es gibt die Form des hyperaktiven Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms und das des hypoaktiven. Diese Kinder aus der zweiten Gruppe ähneln den hochsensiblen Kindern, wirken oft träumerisch, in ihre eigene Welt entrückt, introvertiert und nicht unbedingt an sozialen Gruppenaktivitäten interessiert.  

Was die beiden – Menschen mit AD(H)S und HSP – gemeinsam haben, ist die erhöhte Reizoffenheit. Unterscheiden tun sie sich in ihrer Art zu Denken: AD(H)S-Menschen denken eher analytisch, während bei HSP das ganzheitliche (holistische) Denken im Vordergrund steht. (Birgit Trappmann-Korr, Sozialpsychologin) 

Es ist ganz wichtig für Eltern und Ärzte, bei hochsensiblen Kindern die Diagnose AD(H)S unbedingt auszuschließen. Ein HS Kind mit den sowieso umstrittenen Medikamenten dafür zu behandeln, kann sich sehr schlecht auf sein Allgemeinbefinden auswirken! Diese pharmazeutische „Ruhigstellung“ wäre katastrophal. Umstritten deshalb, weil es auch bei AD(H)S Kindern ein eher letzter Ausweg sein sollte und nicht der Regelfall: Kinder chemisch herunter zu fahren, ist meiner Meinung nach befremdlich und widernatürlich.

Es gilt, auf die Unterschiede zu achten: während AD(H)S Kinder für ihre Umwelt oft sehr anstrengend sind, manchmal sogar ein wenig „asozial“ erscheinen, zappelig, fahrig, unkonzentriert und laut, wird das HS Kind eher durch vermehrten Rückzug, schon im frühen Alter durch eine hohe soziale Kompetenz und einer überdurchschnittlich hohen Fokussiertheit auf ein Thema auffallen.
Beide können abwesend erscheinen – jedoch aus ganz unterschiedlichen Gründen. 

AD(H)S kann durch äußere Reize wie zum Beispiel überhöhter Medienkonsum, erhöhter Zuckerkonsum, Unverträglichkeiten, Bewegungsmangel etc begünstigt werden (Rolf Sellin)  – HS ist angeboren und wird nicht erworben oder durch eine der oben genannten Faktoren gefördert.
Einzig Traumen können eine vorübergehende HS auslösen, die durch therapeutische Aufarbeitung wieder verschwindet.

Es ist bestimmt nicht leicht, die feinen Unterschiede herauszufiltern und bedarf einer längeren und genaueren Beobachtung durch Eltern, LehrerInnen, KindergartenpädagogInnen, wo doch beide Kinder ein wenig „anders“ erscheinen. Aber die Mühe lohnt sich, damit das Kind, das man behutsam in die richtige Richtung begleitet, ein später in sich gefestigter Erwachsener werden kann.

Es ist weder das eine schlecht noch das andere gut, das eine die „braven“ oder „schlimmen“ Kinder, diese Bewertungen sind unbedingt zu vermeiden – es sind schlichtweg Phänomene. Ein Apfel ist schließlich auch keine Banane, und beides ist Obst! 

(Quellen: Skript Modul 1: Einführung in das Thema Hochsensibilität
 Literatur: Rolf Sellin: „Wenn die Haut zu dünn ist. Hochsensibilität – vom Manko zum Plus“ Kösel-Verlag 2011 ; Birgit Trappmann-Korr: „Hochsensitiv: Einfach anders und trotzdem ganz normal. Leben zwischen Hochbegabung und Reizüberflutung“ VAK Verlag 2010)

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