Gedankensplitter

Neues Jahr, neues Glück

Wir sind uns alle einig, dass der Beginn der 20er Jahre für jeden von uns eine Herausforderung war. Sei es menschlich, beruflich, für manche sogar existentiell oder gesundheitlich bedrohlich. Wir mussten unsere Gewohnheiten zum Teil völlig über Bord werfen, unser Konsumverhalten und unsere Prioritäten neu überdenken, wir haben unsere Kästen ausgemistet und unser Leben reflektiert. Hatten mehr Zeit für uns selbst, für Partnerschaften und Familie – das war für manche überraschend schwierig, dieses Maß an Nähe. Kunst und Kultur an öffentlichen Plätzen fand so gut wie nicht statt, da wurde es ganz schön still. Dafür haben wir neue Lieblingsserien. Haben Bücher neu entdeckt und vielleicht sogar die Natur.

Was ziehen wir für Lehren aus der Pandemie? War es anfangs noch die Schockstarre, die die Menschen im ersten Lockdown ganz ruhig verharren ließ, weniger aufgrund der Angst vor dem Virus, als einer so nie dagewesenen Situation, so konnte man mit fortschreitendem Jahr erkennen, dass dies wie jede herausfordernde und neue Situation die Menschen überfordert, viele aus Angst agieren, andere sich wieder zum Rebellentum aufgerufen fühlen, sich die Gesellschaft – wieder einmal – spaltet, es nur mehr ein ENTWEDER/ODER zu geben scheint.

Man ist ein Regelbefolger oder ein Verschwörungstheoretiker. Da scheint es nichts mehr dazwischen zu geben. Die Grauzonen sterben aus. Die Gesellschaft besteht, so erscheint es mir, immer mehr aus vorwiegend empörten Menschen. Warum ist jeder immer so empört? Wenn man nicht empört ist, dann hat man keine Meinung. Das ist jetzt nicht das erste Mal bei der Pandemie zu beobachten. In allen Krisensituationen der letzten Jahre konnte man das beobachten, in der Migrationsfrage, bei Wahlen usw.

Ist man nicht dafür, ist man dagegen. Schwarz oder weiß. Wir leben die Polarität in ihrer ungesündesten Art und Weise, indem wir sie spalten und trennen. Die Zwischentöne verklingen ungehört. Das gilt auch in menschlichen Beziehungen, selbst hier wird diese grausame Linie gefahren. Entweder/oder. An oder aus. Keine Zwischenwelten mehr. Die Menschen bringen sich dadurch um Großes, denn die Magie besteht im UND zwischen entweder/oder.

Das wird in diesem neuen Jahr eine große Herausforderung, denn nun stehen Impfungen an, die die Menschen noch verunsichern, da geht es um aggressiveres Testen, eventuelle weitere Lockdowns, wir stehen vor bedeutenden gesellschaftlichen und menschlichen Aufgaben. Nebst all den Dingen, die uns noch individuell begleiten.

Ablehnung, sich mit aller Gewalt gegen etwas wehren, lauter „DAGEGEN“-Strategien zu fahren, das hat uns nie, auch nicht im persönlichen Lebensalltag, weitergebracht. Viel angebrachter wäre: Seriöse Information statt das Geplärre von Medien und sozialen Netzwerken, auf das eigene Gefühl hören, ruhig bleiben im Auge des Orkans und zur richtigen Zeit handeln, und ja, manchmal einfach keine Meinung haben. Oder nur für den Moment nicht. Vielleicht will man erst noch beobachten und abwarten, ehe man zu einem Aktionismusschlag ausholt, der selten zum Erfolg führt.

Sokrates` Zitat: „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ ist aktueller und wichtiger denn je. Er stellt sich dadurch nicht als unwissend hin, viel mehr ist damit gemeint, dass man stets hinterfragen sollte, ob man zu einem Thema wirklich ausreichend informiert ist. Aber hier schreien die sogenannten Verschwörungstheoretiker mit dem Anspruch auf die absolute Wahrheit, unterlegt mit vermeinlich sichersten Quellen. Da rufen die Menschen dagegen, die sich im letzten Jahr alle zu Hobbyvirologen und Epidemiologen aufgeschwungen haben und das ganz ohne Diplom und Forschungserfahrung.

Wir alle wissen, dass wir nichts wissen. Ich wünsche uns, dass wir der Welt und dem Schicksal weiterhin vertrauen dürfen und können, dass es in Ordnung ist, seinen eigenen Standpunkt oder auch einmal vorübergehend keinen zu haben, dass Meinungen sich ändern können, dass wir wieder lernen, einander ruhig zuzuhören, die Empörung abstellen und erkennen, dass die Wahrheit in der Mitte der bunten Vielfalt liegen wird. Dass wir gemeinsam stark sind, wenn wir einander in Respekt und Liebe begegnen, aufeinander aufpassen, aber uns nicht von Angst dirigieren lassen.

In diesem Jahr wird es ganz viel um Vertrauen gehen. Vertrauen ins Leben, in die Welt, ja auch in die Gesellschaft. Wir haben nur die, eine andere gibt es nicht. Lasst uns aufeinander verlassen können!

Ich wünsche Euch, meinen lieben Lesern*innen und dem Rest der Menschheit ein beglückendes, gesundes und spannendes neues Jahr, in dem wir es schaffen, all die neuen Erkenntnisse, die wir aus 2020 zogen, zum Wohle der Menschen und unseres Planeten einzusetzen!

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