In der Szene der hohen Künste wird über Musicals des Öfteren die Nase gerümpft, gelten sie doch als seichte Unterhaltung, eine amerikanische Version der Operette, süß wie rosa Zuckerwatte. Sie entsprechen nicht dem Zeitgeist, in dem Kunst eher was gilt, wenn sie verstört, wenn sie hohen Ansprüchen gerecht wird. Mag auch alles sein.
Aber ich liebe sie.
Die Musicals, die sind heute noch jene glitzernde Traumwelt voll mit Gänsehautmomenten, in die ich flüchtete, wenn das Leben zu schwer zu ertragen war oder mich einfach entspannen konnte, je nach Gemütsverfassung.
Im Theater habe ich unvergessliche Augenblicke erlebt. Habe still für mich mitgesungen und mitgetanzt, gelacht, hab Tränen vergossen, mit den Bühnenhelden mit geliebt und gelitten, und in jedem Fall ging ich mit leichter Seele aus dem Haus – als hätte ich mal kurz als Alice das Wunderland betreten dürfen. Musicals wollen immer irgendwie, dass alles gut wird. Gerade weil sie so sind, wie sie sind.
Und wenn noch so viele wahnsinnig gebildete Kunstkenner es schlechtreden oder am liebsten gleich von der Bildfläche verschwinden lassen wollen – bei mir rennen sie gegen Mauern.
Niemals würde den Moment missen wollen, in dem ich im Theater bei einer herzergreifenden Ballade neben dem Geliebten sitze, und meine Hand liegt in seiner … da können alle sogenannten Experten Kopf stehen.