Die ersten Monate waren irgendwie von einer gewissen Geschäftigkeit getragen – ein Haushalt musste völlig neu sortiert werden.
Zum ersten Mal nach Jahren bin ich wieder auf Urlaub ins Ausland geflogen. Davor wollte ich dich nicht mehr allzu lange alleine lassen.
Im Frühling besuchte ich schließlich das wundervolle Schweden. Die Weite dieses Landes, die majestätische Ausstrahlung seiner Wälder und die Tiefe seiner Seen haben vieles in mir gelöst, aufgemacht, aber auch ganz sanft in mir dagelassen. In einem kleinen, großen Moment betrauerte ich, dir nicht davon erzählen zu können, dir keine Bilder zeigen zu können – die auf dem Handy und die in meinem Kopf und Herzen.
Ich habe mich heuer in den Wald verliebt, wozu auch der Schwarzwald seinen nicht unwesentlichen Beitrag geleistet hat. Den haben wir nämlich auch besucht. Staunst du, was ich alles gesehen habe in diesem Jahr?
Im Sommer haben wir das Badezimmer renoviert, was eine lange Kette an Folgearbeiten nach sich zog. Das hätte dir gefallen – vor allem die Fortschritte auf der Baustelle zu beobachten. Ich habe das gesamte Haus, Zimmer für Zimmer, entrümpelt und dazwischen haben Mäuse sich um eine Stelle als unsere neuen Haustiere beworben. Das war jedoch nicht in unserem Sinne und so haben wir sie kilometerweit entfernt wieder ausgesetzt. Was ganz in deinem Sinne gewesen wäre.
Los war immer etwas.
Wir entdeckten die „Rückseite“ unserer Heimat. Damit meine ich die Flecken, die ich bis dato selbst nicht kannte, weil ich mich immer nur an den vordergründigen Hotspots aufgehalten habe. Diesmal sind wir weitergegangen und haben Orte erkundet, die direkt einem Gemälde entsprungen schienen.
Doch keine Sorge, auch die altbekannten Highlights verloren ihre Bühne nicht. Sie hatten ihren Auftritt, als wir lieben Besuch aus Deutschland bekamen.
Ich konnte die Verbindung zu Menschen aus meiner Teenagerzeit wieder aufgreifen, zumindest zu einem Teil davon. Nach so langer Zeit begegnet man sich auf einer völlig anderen Ebene, gereifter und reflektierter, und über vieles schmunzelt man einfach.
Ich bin noch nicht sicher, wer deine Nachfolge antreten darf, was meine persönlichen Modeschauen betrifft. Dein Fachurteil ist nicht leicht zu ersetzen – und der Spaß, den wir beide dabei hatten, schon gar nicht. Das vermisse ich, aber wie. Eine von vielen Erinnerungen, bei denen ich mal lächeln und mal ein bisschen weinen muss.
Es ist zwei Tage vor Heiligabend, und letztes Jahr habe ich dir etwas versprochen. Nämlich mir nun mein eigenes Weihnachten zu erschaffen, weil du nicht mehr da bist.
Ich glaube, es ist mir gelungen. Meine Dekoration hat mich entzückt. Ich habe nur Gegenstände gewählt, die mir etwas bedeuten und eine Geschichte erzählen. Mir kam eine ganz wunderbare Idee, was den Christbaum betrifft. Also den, den ich nicht aufstellen werde, weil ich etwas ganz anderes plane.
Vor allem aber habe ich wunderbare Augenblicke gesammelt. Alleine und mit den Menschen, die ich liebe. Und das nicht nur in den letzten Wochen, sondern das gesamte Jahr über.
Du, Mama, warst ganz oft dabei – in meiner Erinnerung und in meinem Herzen.

wie wunderschön und herzergreifend ❤️
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Das steht mir noch bevor. Und ich hoffe, dass es noch sehr lange dauert, bis es soweit ist.
Wie du mit diesem Verlust umgehst, ist angenehm zu lesen, denn du hast eine feine Art entwickelt, das Fehlen dieses für dich so wichtigen Menschen zu verarbeiten.
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