Schlüssellochmomente

Aus: „Bergwunder“

In meinen „Schlüssellochmomenten“ nehme ich euch auf eine kleine Reise durch die Welt der atmosphärischen Bilder, die ich durch lyrischen Ausdruck zu malen versuchte, mit. In Auszügen aus Kurzgeschichten, die ich im Laufe der Jahre zu meinem eigenen Vergnügen schrieb, will ich bloß einen flüchtigen Moment des Einblicks gewähren – und euch damit anregen, euren eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen und den Moment weiterzuspinnen …

Erst war nur ein dumpfes Grollen zu hören und ein leichter Nieselregen zu spüren. Dann jedoch brach das Unwetter als raue Naturgewalt herein. Verunsichert wandte sie sich ihm zu – und erschrak angesichts des besorgten Ausdrucks in seinen Augen.
Schon als Kind hatte sie sich vor der rohen Seite der Natur gefürchtet. Angetrieben von ihrer Angst überholte sie ihn auf dem Weg nach oben.

Der magische Augenblick von vorhin war wie weggeblasen und die Natur wirkte nun bedrohlich und einschüchternd. Sie hatten die nächste Wegbiegung noch nicht erreicht, als der Sturm mit voller Wucht über sie hereinbrach. Durch die plötzlich herabstürzenden Regenwände konnte man keinen Meter weit mehr sehen und der Wind zerrte unnachgiebig an ihren Jacken. Die Dunkelheit, die sich auf die Berge legte, mutete an, als würde sie einem Albtraum entstammen.
Wann hatte die Wärme die Umgebung verlassen? Die Temperatur schien um etliche Grad gefallen zu sein. Ihr Haar hing ihr in nassen Strähnen ums Gesicht, ihre Wangen waren eiskalt und der Regen peitschte ihr entgegen.
Sie bemerkte, wie Panik in ihr aufstieg.
Sie lief und lief und verlor jegliches Zeitgefühl. Ihre Umgebung verschwamm und irgendwann dachte sie, sie würden im Kreis gehen. Alles sah gleich aus, nichts spendete Trost. Keine Hoffnung, nach der man sich richten konnte.

Sie stolperte über Steine und Äste, die Wassermengen machten sie nahezu blind. Irgendwann – ihr kam es vor, als wären sie bereits seit Stunden unterwegs – begannen ihre Kräfte zu schwinden. Das Rauschen in ihren Ohren übertönte sogar den dröhnenden Regen. Alles bewegte sich in Zeitlupe, als ihre Beine unter ihr wegknickten. Wie aus weiter Ferne hörte sie ihn aufgebracht auf sich einreden … und schließlich versank alles in einer samtigen Schwärze.

5 Kommentare zu „Aus: „Bergwunder“

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