Schlüssellochmomente

First time …

In meinen „Schlüssellochmomenten“ nehme ich euch auf eine kleine Reise durch die Welt der atmosphärischen Bilder, die ich durch lyrischen Ausdruck zu malen versuchte, mit. In Auszügen aus Kurzgeschichten, die ich im Laufe der Jahre zu meinem eigenen Vergnügen schrieb, will ich bloß einen flüchtigen Moment des Einblicks gewähren – und euch damit anregen, euren eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen und den Moment weiterzuspinnen …

Es war der erste Tag in der Oberstufe des Gymnasiums und das in einer neuen Klasse. Ihr fünfzehnter Geburtstag stand vor der Tür – die Zeit, wo man dem Jungmädchentraum noch nicht vollständig entwachsen war, das Leben noch keine Träume antasten konnte.
Instinktiv, weil sie die Blicke der anderen im Nacken fühlte, senkte sie den Blick und mied es, sich im Klassenzimmer umzusehen. Der neue Klassenvorstand rief jeden einzelnen Schüler laut Alphabet nach vorne, um sich im Klassenbuch einzutragen.

Zuerst sah sie nur Beine, die in Jeans steckten, und um den einen Oberschenkel war ein Bandana geschlungen. Sie hob den Blick, um mehr von ihm zu sehen – das Hemd, das er nicht in den Hosenbund gesteckt hatte, schulterlange, haselnussbraune Haare und eine interessante Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen. In der Sekunde überflog sie ihre eigene äußere Erscheinung: Wieso hatte sie auf ihre Mutter gehört und diese schlimme Matrosenjacke mit den Schulterpolstern angezogen? Und warum war das auf einmal wichtig?

Als nach und nach alle anderen Mitschüler sich eingetragen hatten, stellte sie fest, dass sie ein Teil dieser Gemeinschaft sein wollte.
Der erste Weg würde sie heute Nachmittag zu ihrem Kleiderschrank und zu dem ihres Vaters führen – es wäre doch gelacht, wenn sie da nicht in Kürze dazugehören würde.
Aber was noch entscheidender war: Würde sie von IHM gesehen werden?

Ein Kommentar zu „First time …

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