Mein lieber Freund Gerhard und ich philosophieren oft und gerne über das Leben. Besonders über die Dinge, die über das Sichtbare hinausgehen. Er meinte einmal, dass wir das Ganze am besten als eine Art riesiges Spiel betrachten sollten, deren Regisseure und Hauptakteure wir sind.
Ich habe eine intensive Zeit hinter mir, in der ich unter anderem tief in die Welt der Videospiele eingetaucht bin – darüber habe ich einen eigenen Beitrag geschrieben. Als das letzte große Spiel zu Ende ging, kam mir diesbezüglich der Gedanke, dass er gar nicht so falsch liegt.
Wir starten an einem Punkt, an dem wir die Welt noch nicht kennen, nackt und hilflos sind. Nach und nach erlernen wir Fertigkeiten und bekommen Ausrüstung in Form von Kleidung, die unsere Persönlichkeit repräsentiert (stets in Abhängigkeit unseres Alters und der jeweiligen Lebensumstände) und nicht selten eine Art Schutzfunktion hat.
Wir finden heraus, dass man gewisse Dinge nicht umsonst erhält, sondern dass man etwas dafür geben oder leisten muss. Erfolgserlebnisse machen glücklich, dazwischen gibt es Phasen, in denen man meint, der Weg sei zu Ende. Alles scheint schwierig, unüberwindlich, zu herausfordernd.
Der erste Boss-Gegner taucht auf (das sind in Spielen die schwierigsten Gegner) und man meint, das eventuell nicht zu überleben. Tut man aber in den meisten Fällen, weil man lernt und übt.
Dem letzten Boss kommen wir sowieso nicht aus, und bis dahin können wir uns eigentlich entspannen.
Bis zu jenem Zeitpunkt bewegen wir uns auf unserer Lebenslinie vorwärts. Wir begegnen anderen Reisenden; manche gehen einfach vorbei, mit einigen wenigen teilt man das halbe Leben. Erfahrung macht weit mehr aus, als ich mir in jungen Jahren hätte vorstellen können. Und das Schöne ist: Diese Dynamik hört nicht auf – so man sie zulässt und offen bleibt.
Ich kann viel damit anfangen, dass unser Leben ein Spiel ist, ein Lernprozess, der seine Wurzel und sein Ziel eigentlich ganz woanders hat. Wir können uns dem stellen und die Aufgabe annehmen, oder wir können kneifen und aufgeben.
Und am Ende – da wartet die Prinzessin. Die Liebe. Schön, oder?
Ich glaube, das ist, was wir erkennen sollen.
