In meinen „Schlüssellochmomenten“ nehme ich euch auf eine kleine Reise durch die Welt der Fantasie und der atmosphärischen Bilder, die ich durch lyrischen Ausdruck zu malen versuchte, mit. In Auszügen aus Kurzgeschichten, die ich im Laufe der Jahre zu meinem eigenen Vergnügen schrieb, will ich bloß einen flüchtigen Moment des Einblicks gewähren – und euch damit anregen, euren eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen und den Moment weiterzuspinnen …
Es war ein Herbsttag, wie sie ihn liebte. Das Wetter war ganz nach ihrem Geschmack: trüb, feine Tröpfchen stoben einem ins Gesicht. Die Sonne hielt sich versteckt, überließ den filigranen Nebelschwaden die Bühne. Auf dem Berg ergab das eine nahezu mystische Atmosphäre. Nur hintereinander ließen die engen Wanderpfade ein Vorankommen zu.
Der Nieselregen benetzte ihre Haut. Sie suchte nach einem Taschentuch, als ihr eines von dem jungen Mann hinter ihr zugesteckt wurde. Dankbar nahm sie es an, und von da an schafften die beiden es tatsächlich, auf dem schmalen Weg nebeneinander zu gehen. Zögernd begannen sie ein Gespräch, das bald zu fließen begann, und sie wünschte, der Berg wäre dreitausend Meter hoch.
Sie fühlte weder Anstrengung noch geriet sie außer Atem, zu fasziniert war sie von der unerwarteten Tiefe ihrer Unterhaltung.
In der Schutzhütte saßen sie wie selbstverständlich beisammen. Die augenblickliche Vertrautheit spann Fäden zwischen ihnen. Sie konzentrierte sich auf seine Worte, diese charmante Zahnlücke zwischen seinen Schneidezähnen war wirklich irritierend …
