Die „Sternstunde“ aus dem Schweizer Fernsehen mit Jane Goodall ist ein ganz besonderes Juwel; ich hatte fast durchgehend Tränen der Rührung in den Augen.
Wahrscheinlich muss ich die weltberühmte Verhaltensforscherin nicht vorstellen. Den meisten wird sie als engagierte Tierschützerin und Schimpansenforscherin bekannt sein. Wer sich für ihre Biografie interessiert, der findet zahlreiche Bücher, Dokumentationen, Zeitungsartikel und Websites über ihren Werdegang. Ich werde in diesem Beitrag nicht allzu detailliert darauf eingehen, denn ich möchte auf etwas anderes hinaus.
Jane Goodall fasziniert auf vielerlei Ebenen. Dementsprechend kann ich nachvollziehen, wie sie das Vertrauen der Tiere gewonnen hat – der Respekt, die Wertschätzung und die Liebe, die sie diesen Lebewesen entgegenbringt, sprechen für sich. Sie scheint die Seele der Tiere direkt zu erreichen und dadurch eine Verbindung zu ihnen herzustellen. Ihr würde es nicht einmal ansatzweise in den Sinn kommen, den Menschen über seine Mitgeschöpfe zu stellen, als hätte er das Recht, mit ihnen zu verfahren, wie er es aktuell tut. Sie bezeichnet uns vielmehr als Teil der Tierwelt. Wir unterscheiden uns einzig durch den Intellekt und diverse damit einhergehende Fähigkeiten.
Dabei erhebt sie sich aber auch nicht über den häufig unbewussten Menschen und nimmt Abstand von Vorurteilen oder aggressivem Missionieren. Bei all ihren Forschungsprojekten in Afrika war ihr stets daran gelegen, die Bevölkerung des Landes einzubinden und ihnen zu erklären, warum Klima- und Umweltschutz so wichtig sind. Sie und ihr Team haben sich nie wie Kolonialisten verhalten.
Jane Goodall lebt den ruhigsten, unaufgeregtesten Feminismus, den ich je beobachten durfte. Als 26-Jährige machte sie sich mit ihrer Mutter auf nach Afrika, um den Lebensraum der großen Menschenaffen zu erforschen. Wir sprechen von den 1960er-Jahren, als es noch lange keine Selbstverständlichkeit war, dass Frauen Anerkennung für ihre wissenschaftliche Arbeit erhielten – so sie überhaupt die Möglichkeiten dazu hatten. Ihr Mentor legte ihr eine Promotion an einer Universität nahe, damit ihre Arbeit auch ernst genommen würde. Wie ich sie einschätze, hat sie das vermutlich ganz ohne Kampfenergie erreicht.
Als sie einmal das Cover einer Zeitschrift zierte, gab es Kommentare zu ihren „schönen Beinen“, noch vor ihren Forschungsergebnissen. Wie reagierte Frau Goodall? „Wenn meine schönen Beine bewirken, dass die Menschen mir zuhören, dann: Danke, Beine!“ Wie erfrischend. Ganz ohne Empörung, dafür mit viel trockenem Humor.
Auch mit ihren fast 90 Jahren reist sie unermüdlich um die Welt. Nicht um Menschen zu ermahnen oder mit ihnen zu schimpfen, sondern um sie zu ermutigen und die Hoffnung in ihnen zu schüren, dass es noch nicht zu spät ist. Sie blickt nicht auf die „Jugend von heute“ herab, sondern lobt deren Kreativität und den Einsatz für unseren Planeten und das Klima.
Ihre besonnene Ausstrahlung, ihre kluge Art zu kommunizieren, die Güte und Herzlichkeit, die von ihr ausgehen, inspirieren und bewegen mich. Sie hört zu, sie überlegt, bevor sie antwortet. Sie fällt nicht ins Wort, lässt ausreden, erweist dem Gegenüber Respekt.
Es ist stellenweise befremdlich, wie Menschen sich über andere erheben, einen Promistatus für sich beanspruchen und wofür auch immer gefeiert werden.
Wird man Zeuge, wie die Schimpansenforscherin über die Erde und ihre Bewohner spricht, mit welch unerschöpflichem Elan sie sich für die Erhaltung des Lebensraumes für Mensch und Tier einsetzt, so ringt einem der Versuch diverser Politiker oder Religionsoberhäupter, sich als moralische Instanz zu inszenieren, höchstens noch ein müdes Lächeln ab.
Verehrte Jane Goodall, ich verneige mich.
Fotoquelle: https://voiceless.org.au Photo by Vincent Calmel

Diese Frau habe ich schon immer bewundert! Danke für diesen Beitrag und liebe Grüße, Erika
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Eine Pionierin in vielerlei Hinsicht!
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Jane Goodall. Auch für Männer ein Vorbild.
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Das stimmt allerdings. 😉
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Ein wirklich toller und informativer Beitrag. 💫
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Danke, liebe Bea! ❣️
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Sehr gerne! 😊
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Danke. 🙏🏼
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🙏
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