Ich war eine Shopping Queen. Keine Promi, aber Queen durchaus. Ein Klamotten-Victim.
Man hört aktuell, dass die Modeindustrie mit ihrem Trend zur Fast Fashion und den daraus resultierenden Kleiderbergen, die jedes Jahr entsorgt werden, ganz zu schweigen von der Wasserverschwendung bei der Herstellung, mittlerweile zu einem der größten Umwelt- und Ressourcensünder geworden ist.
Kleidung ist billig wie nie, ein in China gefertigtes Fähnchen kostet oft nur fünf bis zehn Euro, ist voll mit Chemie und es erscheint logisch, dass es hier mit Nachhaltigkeit und fairen Löhnen nicht weit her ist. Hochwertige Stoffe kosten Geld, Produktion, die gut zu Arbeitern und Mutter Erde ist, ebenso.
Deshalb muss sich hier etwas in unserem Denken und in weiterer Folge in unserem Konsumverhalten ändern. Ich beschäftige mich intensiv mit diesem Thema, weil ich bei dieser Ressourcenverschwendung mit in der ersten Reihe stand. Wie bei allem geht das nicht von heute auf morgen, aber Dranbleiben lohnt sich!
Ich gebe zu, anfangs muss man ein wenig investieren, aber das ist der Preis der Nachhaltigkeit. Ich habe eine wunderbare Farb- und Stilberaterin aufgesucht, die mir meine Farben, Stoffe, alles, was zu mir passt, nahegebracht hat. Danach hat sich mein Kleiderschrank bereits halbiert, das meiste verschenke oder spende ich. Ich habe jetzt beim Einkaufen meinen kleinen Taschenberater, den sie mir mitgegeben hat, bei mir, alleine das verhindert Fehlkäufe in Stil und Farbe. Wir sollten nicht vergessen: manches sieht auch nur an anderen Menschen gut aus, weil es DEREN Stil ist! Diesen Kauf haben wir uns (und der Umwelt) bereits erspart.
Das Um und Auf ist eine solide Basisgarderobe, die aus klassischen Teilen besteht. Es sollten nicht mehr als 30, maximal 40 Kleidungsstücke sein, die alle untereinander kombiniert werden können, unterteilt in eine Winter- und in eine Sommergarderobe. Diese Zahl hatte ich alleine mit meinen Jeans und Hosen überschritten.
Gespielt wird mit den Accessoires wie Handtaschen, Schals und Schuhen, nicht mit der Kleidung selbst. Ein, zwei Statementstücke sind in Ordnung, die krachen und auffallen, aber die Garderobe sollte nicht alleine daraus bestehen – erfahrungsgemäß trägt man die grellen Teile äußerst selten.
Kritisch betrachten sollte man das Argument „das braucht man doch für gewisse Anlässe“: richtig! Aber auch dazu reicht ein eleganter Hosenanzug und ein gut geschnittenes Kleid. Hand aufs Herz: wieviele Anlässe besuchen wir pro Jahr, so wir nicht eine Person des öffentlichen Lebens sind? Behaltet euch zwei gute Wunderwaffen, ihr entgeht damit der Frage, was soll ich zu diesem Anlass bloß anziehen? Voila!
Fast alle Frauen kennen das, man steht vor einem Schrank, bei dem kaum noch die Türen zugehen und beschwert sich, nichts zu haben, das man gerade anziehen kann. Wie in sovielen Bereichen sind Menschen überfordert, wenn sie ZUVIEL Auswahl an Möglichkeiten haben. Je weniger im Kasten hängt, desto einfacher wird das stilvolle, tägliche Ankleiden.
Schuhe sind ein eigenes Thema. Unsere Füße tragen unseren Körper durch die Welt, ganzen Tag, die sollten ein Leben lang halten. Also behandelt sie gut: Schuhe sollten in erster Linie bequem sein. Schön ist kein Argument, mittlerweile hübschen sie sowieso sogar Turnschuhe mit Pailletten auf. Investiert in gutes Schuhwerk, eure Füße werden es euch danken!
Ebenso wie in einen etwas hochpreisigen, qualitativ guten Mantel. Der darf uns gerne in vielen Wintern wärmen. Man braucht nicht Mäntel in allen Farben und Materialien, ein, zwei treue Begleiter reichen. Gespielt wird auch hier mit den Accessoires, wie Schals und Mützen.
In einem meiner Bücher über nachhaltiges Kleiderkaufen fand sich das Bild, das mich gleich emotional hatte: einkaufen wie Mama und Omi damals. Da gab es noch keine Fast Fashion, keine Billigmodeketten, niemand machte Klamottenshoppen zum Freizeitvergnügen, das wurde höchst pragmatisch angegangen. Ich erinnere mich aus meiner Kindheit, dass die Teile auch teurer als heute waren, dafür trugen wir sie über mehrere Saisonen. Es war auch üblich, dass ältere Geschwister gut erhaltene Teile an ihre jüngeren weiterreichten. Die Damen früher haben maßvoll eingekauft, legten Wert auf Qualität und vor allem auf Langlebigkeit. Omi wäre von unserem Kaufverhalten befremdet gewesen.
Anna Murphy stellt in ihrem Buch „Perfekt gestylt“ die berechtigte Frage: „Hat all dieser Konsum dazu geführt, dass wir besser aussehen? Definitiv nicht.“
Ich kann euch versprechen, ein Teil, das mehr gekostet hat, zieht man mit einem ganz anderen Gefühl an, mit Wertschätzung und man achtet darauf, beim Tragen wie beim Pflegen wie in der Aufbewahrung. Das wird nicht leichtfertig weggeschmissen, man hat eine andere Einstellung dazu. Die keinem von uns schadet.
Als Beitragsbild hab ich das Zitat auf dem Paket von der nachhaltigen deutschen Modekette „HESSNATUR“ fotografiert.
Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Erde nicht nur vom Plastikmüll befreit wird, sondern auch von unseren Kleiderbergen. Sie braucht keine Klamotten, die Natur kleidet sich alleine, ganz ohne unser Zutun, in den allerschönsten Farben…