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„The Handmaid´s Tale – Der Report der Magd“

Margaret Atwood hat im Jahr 1985 einen dystopischen Roman veröffentlicht, der anscheinend niemals an Aktualität und Brisanz einbüßt. Die Themen, die sie darin aufgreift, sind nach wie vor welche, die unter den Nägeln brennen: Der wenig achtsame Umgang mit der Natur, die verheerenden Folgen dieser Ausbeutung, das schleichende Entstehen einer Diktatur, mit der niemand mehr gerechnet hat und sie gerade deshalb möglich wurde. Die Frau als zentraler Punkt der Unterdrückung, religiöser Fanatismus, der sich als Moral tarnt.
Die Zeit, in der das Buch geschrieben wurde, war eigentlich geprägt von Wohlstand, von Leichtigkeit – wer in den Achtzigerjahren groß geworden ist, kann dies bestätigen. Man kommt nicht umhin zu denken, dass die Freiheit, in der wir leben, keine Selbstverständlichkeit ist.

Zum Inhalt: Nach einer nuklearen Katastrophe ist ein Großteil der Bevölkerung unfruchtbar geworden. Eine fundamentalistische Gruppe übernimmt nach einem Putsch in den Großstädten der Vereinigten Staaten das Regime, aus dem sich der Staat Gilead bildet. Fortan ist es einer kleinen elitären Herrschaft gestattet, sich junge, noch fruchtbare Frauen als Mägde zu halten, die in entwürdigenden „Zeremonien“ sexuell zu Diensten sein müssen, um Nachkommenschaft zu gewährleisten. Wenn Kinder dabei hervorgehen, werden sie den Müttern weggenommen und wachsen im Haushalt der Herrschaft auf. Die Mägde werden dann an den nächsten Haushalt weitergereicht. Einst angesehene Akademikerinnen arbeiten nun als Küchenhilfskräfte, den Frauen wird jeder Zugang zu Bildung untersagt, selbst Lesen und Schreiben ist verboten und das alles unter dem Deckmantel der religiösen Gottesfurcht. Die Einkäufe sind rationiert und nur über Lebensmittelmarken erhältlich, wie man es aus kommunistischen Staaten oder der Nachkriegszeit kennt.
Desfred, ehemals June (die Frauen erhalten den Namen des jeweiligen Kommandanten, dem sie dienen) ist eine dieser Mägde, deren Geschichte hier erzählt wird. June erhält sich etwas, das in solchen Zeiten unbezahlbar ist: Ihre Identität, ihren eisernen Willen, Mut und Zivilcourage. Ihr erklärtes Ziel ist es, ihre von den Fundamentalisten auseinandergerissene Familie wiederzufinden und mit ihnen gemeinsam nach Kanada zu fliehen.

1990 wurde das Buch unter dem Titel: „Die Geschichte der Dienerin“ verfilmt, der große Durchbruch, man kann es fast als Hype bezeichnen, kam mit der Serie „The Handmaid´s Tale – der Report der Magd“, die 2017 erstmals ausgestrahlt wurde und noch immer mit großem Erfolg auf den diversen Streaminganbietern läuft.

Sie ist verstörend, ja, aber das will sie auch sein. Die Ausstattung ist grandios, die Schauspieler perfekt besetzt mit Elisabeth Moss als Desfred und Joseph Fiennes als Fred Waterford. Alexis Bledel, die man als Gilmore Girl kennt, überzeugt in einer sehr düsteren Rolle als lesbische Dr. Emily Malek, einst eine anerkannte Wissenschaftlerin, die zur Strafe für ihre „fehlgeleitete Sexualität“ beschnitten wird.
Die Kameraführung ist exzellent, man wird regelrecht hineingezogen nach Gilead. Selten habe ich erlebt, dass in drei Staffeln einer Serie jede einzelne Folge dramaturgisch am Punkt ist, niemals langatmig, keine Pausenfüller hat. Nein, oft ersehnt man eine kleine Lücke, in der man durchatmen kann.
Fantastisch gewählt auch der Soundtrack, der ein augenzwinkernder Keulenschlag für die politische Korrektheit ist und Junes innere Rebellion ausdrückt. Um ein paar Lieder zu nennen: „Don´t you“ von Simple Minds, „White Rabbit“ von Jefferson Airplane, “ My Baby just cares for me“ oder „Creep“ von Radiohead.

Aktuell lese ich das Buch. Normalerweise tue ich dies vor einer Verfilmung, aber in dem Fall muss ich sagen, dass es die perfekte Abrundung ist. Es zeigt mir, wie großartig der Romanstoff verstanden und in starke und aussagekräftige Bilder umgesetzt wurde.
Deshalb gebe ich es hier auch als Serien- UND Buchtipp ab.

Wir leben in Zeiten, wo die Wogen (wieder einmal) hochgehen. Der Stoff aus „Handmaid´s Tale“ kann einen anregen, sich selbst und seinen Werten treu zu bleiben, sich in keine Extreme zu begeben, keinen aggressiv argumentierenden Menschen hinterherzulaufen. Dystopien scheinen unrealistisch, ein wachsames Auge auf gewisse Untertöne zu haben, schadet nie.

Aber was mir persönlich am besten gefiel, war die Tatsache, dass selbst hier, in dieser sozial verwelkten Landschaft, die Blume der Liebe blühte. Wie so oft, wie eigentlich immer, das einzige Mittel, die einzige „Waffe“, um den schlimmsten Widrigkeiten zu trotzen. Sei es das Liebespaar, das sich entwickelt, die Liebe zum eigenen Kind, Freundschaften, Solidarität. Liebe ist unbesiegbar – so unvorstellbar können die gegenwärtigen Zustände gar nicht sein, als dass sie nicht am Ende alles überstrahlt.

Quelle: Wikipedia

2 Kommentare zu „„The Handmaid´s Tale – Der Report der Magd“

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