Wann könnte man über dieses Thema besser schreiben als zu Allerheiligen? Vergänglichkeit, Abschied, Tod, manchmal nur eine kurze Verschnaufpause im Leben sind große und oft angstbesetzte Themen für uns Menschen.
Momentan mussten wir uns aufgrund der Pandemie vom Alltag, wie wir ihn gewohnt waren, verabschieden. Für viele bedeuten all diese gesellschaftlichen Einschränkungen echte seelische Krisen, von der (oft berechtigten!) Existanzangst ganz zu schweigen. Niemand will den Standard, den er gewohnt ist, aufgeben, keiner kann sich vorstellen, mit weniger auszukommen. Uns ist bewusst, dass es so nicht bleiben wird, keine Krise der Menschheit hat sich für immer gehalten. Trotzdem mangelt es uns in der Situation an Vertrauen.
Trennungen jedweder Art werden oft als besonders tragisch erlebt. Obwohl wir alle wissen – abgesehen vom ersten Liebeskummer als Teenager, wo einfach die Erfahrung fehlt – dass es weitergeht, dass das Leben niemals Stillstand bedeutet und dass der Weg unserer Seele immer richtig ist, sind wir trotzdem überzeugt, dass nun alles zu Ende ist. Nein, ist es nicht, und vor allem, wo Liebe anwesend war, ist alles unsterblich.
Manchmal muss es nicht einmal ein Verlust sein, vielen machen schon Veränderungen Angst. Man wird aus der Komfortzone gerissen, muss flexibel reagieren, die Gedanken neu umpolen und manches annehmen. Wie schade, dass soviele von uns sich dem verschließen, bedeutet doch jede neue Erfahrung Weitergang, Weiterentwicklung, Reife. Es gibt keine Weisheit ohne den Blick über den Tellerrand.
Das größte Tabuthema in unserer stark leistungsorientierten und mit Gewalt auf jung getrimmten Gesellschaft ist der Tod. Alt werden, schwächer werden, Krankheit und Sterben sind nicht herzeigbar. Man muss nur all die Frauen beobachten, die sich nicht mehr trauen, graues Haar und ein paar Lachfalten zu bekommen. Männer folgen diesem Trend inzwischen. Die natürlichste Sache der Welt, die untrennbar mit dem Leben verknüpft ist, durch die das Leben erst seinen Sinn bekommt, wird am liebsten verleugnet und als nahezu große Ungerechtigkeit empfunden.
Es gibt kein Leben ohne Verluste, Trennungen, Veränderungen…und ohne Tod schon gar nicht. Gerade deshalb ist es so wertvoll, dieses unkontrollierbare Wesen. Lebendig, in Bewegung, unvorhersehbar, spannend, emotional aufregend. Aber nur, wenn man die Gegenwart annimmt und gespannt auf die Zukunft bleibt. Zwei große Energien sterben nie: die Hoffnung und die Liebe.
Und nach diesem schlimmen Alptraumtag in Wien brauchen wir die Hoffnung und die Liebe noch viel mehr!
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Der wunderbaren Stadt wurde eine blutende Wunde zugefügt!
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