Berühmte Menschen aus Kunst, Film, Musik, Schriftstellerei...

Hubert von Goisern

Diesen Beitrag über einen meiner absoluten Lieblingskünstler zu schreiben – darauf habe ich mich gleichermaßen gefreut wie davor gefürchtet. Wie kann ich einerseits seinem Schaffen gerecht werden und mich dennoch kurz und pointiert fassen? Deshalb lass ich mich einfach vom Schreiben treiben, und schauen wir mal, was passiert…Wenn ihr Lust habt, folgt mir gerne…

Hubert Achleitner hat schon immer Musik gemacht. Anfangs in der  örtlichen Blasmusikapelle, wie das vielen Jugendlichen vom „Land“ eigen ist. Neben der Trompete hat er sich das Spielen auf allen anderen Instrumenten selbst beigebracht, studierte aber auch an der Wiener Musikhochschule Elektroakustik und experimentelle Musik.  Abseits der Musik machte er eine Ausbildung zum Chemielaboranten und begann seine Karriere als Globetrotter, die ihn bist heute um den halben Erdball führte. So kam er in Berührung mit den verschiedensten Kulturen und deren Musik. Dies scheint ihn inspiriert zu haben, sich der österreichischen Volksmusik zuzuwenden, der urtümlichen, nicht der, die picküß von Schlagerbühnen geplärrt wird. Hört euch einmal alte Jodler und Volksweisen an, welch magische Schönheit die besitzen! Hubert hat sie aus der Kiste geholt und ihnen mit Einflüssen aus unterschiedlichsten Strömungen von Weltmusik (Afrika, Phillippinen, Amerika, Tibet etc) einen komplett neuen Anstrich verliehen. Die Leute wurden aufmerksam, hörten zu. Seinen Durchbruchshit hatte er mit fast vierzig.

Damit war er alt und reif genug, um nicht mehr den glattgebügelten Popjüngling zu geben, Hubert bemerkte man gerade WEGEN seiner Ecken und Kanten, optisch, wie musikalisch, wie in seinen Meinungen über Gott und die Welt. Man nahm ihn ernst, von Anfang an. Mit den „Alpinkatzen“ und der begnadeten Tiroler Sängerin Sabine Kapfinger stürmte er in den frühen Neunzigerjahren Charts und Konzertbühnen im gesamten deutschsprachigen Raum. Jeder andere hätte es sich auf dieser Ruhminsel bequem gemacht, nicht so Hubert. Der löste am Höhepunkt der Karriere die Band auf und zog weiter.

Hubert führte es nach Afrika und Tibet, er befreundete sich mit der Schimpansenforscherin Jane Godall, aus diesen Projekten entstanden diverse Dokumentationen und CDs. Er schrieb die Filmmusik zu Vilsmayers Literaturverfilmung „Schlafes Bruder“ von Robert Schneider, weiters brachte er eine Sammlung traditioneller, österreichischer Volskweisen heraus und gewann dafür den Amadeus-Award.

Hubert war immer auf Reisen, wirkte mit an unzähligen Kunst- und Musikprojekten, sein wohl größtes war die Reise auf einem Schiff, das ihn und diverse Gastmusiker von Linz bis zum schwarzen Meer trug. Die Eindrücke von dieser unglaublichen musikalischen Reise kann man auf der DVD „Goisern goes East“ bestaunen – unbedingte Empfehlung meinerseits! Die zweite Etappe führte den Ausnahmemusiker dann gen Norden bis zur Nordsee, wieder mit namhaften deutschen Gastmusikern. Auf dem Schiff führte er ein Tagebuch, ein sogenanntes Logbuch, das er später unter dem Titel „Stromlinien“ veröffentlichte und damit sein Debut als Autor gab. Schon wieder eine Empfehlung! 🙂

Ab dem zweiten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war Hubert wieder im Studio und begeisterte mit ausverkauften Konzerten. „Entwederundoder“ erreichte Doppelplatinstatus, die Single „Brenna tuats guat“ hielt sich wochenlang an der Spitze der Charts. 2013 erhielt Hubert den Ehren-Amadeus „für genre- und völkerverbindende Musik“.

Hubert liegt auch der Nachwuchs am Herzen, deshalb gab er jungen Talenten eine Plattform: 2018 wurde der  „Hubert von Goisern Kulturpreis“ gegründet, ein Förderpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist. Er ging in Volksschulen und zeigte den Schülern das Liedgut ihrer Heimat, hielt sie an zu singen und zu musizieren, eine Freude, ihnen dabei zuzusehen.

Soweit in der kürzesten Fassung, die möglich ist, seine bisherige Biografie. Warum aber begeistert er mich?

Als alle Welt vor über 26 Jahren sein „Hiatamadl“ trällerte, gab es im damaligen Nachtfernsehen einen Mitschnitt eines Livekonzertes, das ich mir ansah. Ab da war ich elektrisiert. Folgte seinem musikalischen, kulturellen und schreibendem Schaffen durch alle Etappen, Alben, Konzertsäle, Lesungen und TV Events. Ich kann die Konzerte nicht mehr zählen, die ich mit ihm sah, eines sogar im Raimundtheater, in dem sonst nur Musicals aufgeführt werden – Hubert live ist ein EREIGNIS. Das die Leute im tiefsten Punkt der Seele berührt und sie von den Sitzen reißt.

Hubert ist für mich Erinnerung an meinen Papa, der und ich teilten schon immer den gleichen Geschmack, und wir beide waren es, die vor jedem Konzert und jeder Doku saßen und uns begeisterten. Hubert und Sabine im Duett, das waren unsere Stars. (Hörtipp aus dem Livealbum „Aufgeigen statt niederschiassn“ aus dem Jahr 1994, hänge ich am Ende dran! Ich kann einfach nicht mit den Empfehlungen aufhören…)

Hubert und seine Musik begleiten mich seit früher Jugend, seine Lieder sind ein Soundtrack für meine eigenen Lebensphasen, ein Künstler, der (mir) unter die Haut geht. Nie an der Oberfläche schrammt, sich nie verbog und Plattenfirmen zu Gefallen war, der sein Ding durchzieht bis heute. Ein Menschenfreund, der immer neugierig ist auf fremde Kulturen, die Einigung über die Sprache der Musik sucht und Menschen inspiriert, ihren Weg zu gehen, so sie ein Talent in sich spüren.

Er hat mich, egal ob Lied, Buch oder Film zum Weinen und zum Lachen gebracht, mich berührt und zum Schreiben manch einer Geschichte oder eines Gedichtes inspiriert, in meinem Lyrikband „Meine äußeren und inneren Reisen“ habe ich ihm einen Text gewidmet, der einzige Künstler, wo ich dies tat.

Und nun, zwei Jahre vor seinem 70er, hat er einen Roman veröffentlicht, unter seinem richtigen Namen Hubert Achleitner. Das Werk trägt den Titel „flüchtig“, ich lese darin gerade mit Begeisterung…daraus wird bestimmt ein Buchtipp folgen.

So, wer mir bis hierher zugelesen hat, herzlichen Dank! Abschließen möchte ich die Hommage an „meinen“ Hubert mit einem von mir verfassten Konzertbericht aus dem Jahr 2012. Dem muss ich nicht mehr viel hinzufügen, um den Spirit zu erklären. Was wäre dieser Eintrag ohne die für mich typische Art, meiner Begeisterung Worte zu verleihen! 🙂

DANKE Hubert, für dein Geschenk an die Welt!

Quellen: Bioigrafie: https://www.hubertvongoisern.com/bio.html  Video: Youtube, Fotoquelle: weiß ich leider nicht mehr, man möge es mir verzeihen und mir erlauben, es hierfür zu verwenden)

NEULICH IM MQ

Das erste Konzert von dir ist lange her, die dazwischen kann ich gar nicht mehr alle mit Datum und Ort benennen. Aber eins ist ihnen allen eigen: dein Bann ist ungebrochen.

Die Musik, die du machst, die atmest du aus, so selbstverständlich kommt die daher. Ich habe aufgehört zu zählen, wieviele Instrumente du letzten Mittwoch gespielt hast. Eines der beeindruckendsten davon ist sowieso deine Stimme und ihre unverwechselbare Klangfarbe. Ob du alte Volksweisen, Jazz oder Balladen singst, es zieht einem die Schuhe aus. Die man am liebsten abstreifen will, um ordentlich Gas zu geben und tanzenderweise den Boden unter den Füßen zu spüren.

Deine Musiker geben dir einen Rahmen, ohne im Hintergrund zu verschwinden, ihr seid sowas von am Punkt, fast symbiotisch verwoben, euer Töneuniversum fährt einem direkt ins Herz, in die Beine, wohin eigentlich nicht? Gibt´s Längen, Durchhänger auf euren Konzerten? Ich kann mich nicht erinnern, und nur wenn die Hütte in Flammen steht, würde ich bereit sein, den Saal zu verlassen.
Obwohl, brenna tuats sowieso immer. Guat no dazua.

Du packst uns mit einem Rockbeat, dass einem die Zellen vibrieren, und dann ziehst du mit diesen melancholischen Klängen alter Volksweisen an unseren Herzen, die nach Heimat klingen dürfen, ohne verkitscht zu sein. Weil dus so ernst meinst, ohne Pathos und Drama.

Deine Einstellung, die klingt nicht nach politischem Statement, du hast eine Meinung, oja, aber die kommt nicht missionarisch daher, du lässt den Menschen Raum für ihre eigenen Empfindungen und Ansichten, und danke, dass du uns nicht aufgefordert hast, wählen zu gehen. Du traust deinem Publikum zu, dass es das sowieso weiß und auch macht, und nach dem tosenden Applaus zu schließen, hast du sehr viele Menschen erreicht.

Ein Abend, den man ungern unter „vorbei“ ablegt, schwingt er doch noch lange nach. Deine Lieder nimmt man mit, legt sie zuhause vorsichtig ab und holt sie sich wieder heraus, wenn es Zeit dafür ist.
Machs guat, genieß deine kreative Pause von der Bühne, von der ich jetzt schon ahne, dass aus ihr Großartiges entstehen wird. Danke, Hubert!

 

 

 

 

 

 

 

 

2 Kommentare zu „Hubert von Goisern

  1. Eine wunderbare Zusammenfassung und Beschreibung eines genialen Künstlers, den ich sehr zu meiner Freude einmal mit dem liebsten Menschen der Welt live sehen durfte. Ein unvergessliches Erlebnis. Ein unvergesslicher Abend.
    Danke euch beiden dafür!!!

    Gefällt 1 Person

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