Gedankensplitter

Ist wirklich das Schicksal unser Regisseur?

„Das Schicksal kann mir einen Weg aufzwingen, aber niemals ein Ziel.“  (Margarete Seemann)

Aber ist das so? Wird uns auch der WEG selbst aufgezwungen? Viel eher denke ich, dass uns gar nichts aufgezwungen wird. Würde das so sein, wären wir ein Leben lang alle nur Opfer. Ich kann mir kaum vorstellen, dass das der Sinn eines Menschendaseins ist.

Psychotherapie, Tiefenanalyse, Esoterik, Astrologie, Kartenleger/innen, Energetiker/innen etc boomen. Wir wollen alle unseren Kindheitstraumen, alten Mustern entkommen und das Schicksal gütig stimmen. In die Tiefe gehen wir, weit nach unten schürfen, ausgraben, kämpfen – mit professionellen Lösungsansätzen oder auch nur aus einschlägiger Literatur.

Manchmal sehne ich mich danach, dass alles ganz leicht ist. Dass es einfach GAR nichts dazu braucht. Warum nicht einfach SEIN? Die Person, die man ist, mit all den Talenten, Anlagen und auch Ecken und Kanten, als die man in die Welt geworfen wurde.

Als Schicksal verstehe ich das, was nicht unserem Einfluss unterstand. Zum Beispiel, in welches Land wir geboren wurden, ob als Mann oder als Frau, welche Menschen unsere Eltern sind, das soziale Milieu. Aber dann ists auch schon zu Ende mit der Verantwortlichkeit des vielstrapazierten „Karmas“.

Es kommt der Zeitpunkt, da habe ich die Wahl. Mein Ziel im Leben, das bestimme ich, und wie sich der Weg gestaltet, der zu ihm führt, ebenfalls. Ob er blumengeschmückt ist, ob die Straße hart gepflastert ist, ich denke, das ist egal, solange MEIN Ziel vor mir leuchtet. Mich Reize am Wegrand nicht davon ablenken können, zumindest nicht lange. Und derer gibt es viele, unzählige. Tausend Dinge von außen und vor allem Menschen triggern unsere Ängste, Zweifel und den Ärger. Das Ego strampft und fordert sein Recht, will um Gottes Willen nicht klein beigeben. Wieviele Steine wir uns dadurch selbst vor die Füße werfen, muss ich an der Stelle wohl nicht erwähnen. Und schlittern – dann ziemlich zielgerichtet! – in genau die Situationen, die wir gar nicht haben wollen. Oft erstaunlich, mit wieviel Pauken und Trompeten. Vor allem die Opferrolle hat sowas ungaublich bequemes. Nichts gibt einem mehr Macht und Kontrolle, als sich als Opfer zu fühlen, dann wird das Manipulieren der Mitmenschen ganz leicht. Nur – fühlen sich diese vermeintlichen Siege glorreich an?

Das Rauskommen aus diesen emotionalen Sackgassen gestaltet sich mal ganz einfach, dann wieder schwierig, Gott sei Dank wirklich selten unmöglich.

Dann bereut man oft, dass man nicht mehr Psychohygiene betrieben hat, hastet schnell zu einem Experten, der die Scherben aufklauben soll.  Kann der aber nicht, wenn ich nicht bereit bin, endlich das Schicksal in Güte zu entlassen, mich aufzurichten und mich in Eigenverantwortung mit frischem Proviant im Rucksack wieder auf meinen Weg zu machen. Und wenn es das braucht, mit Steigeisen und Seilsicherung. Die kommt aber aus MIR. Und aus niemandem sonst.

Wie am Anfang erwähnt, manchmal sehne ich mich nach dem einfachen „SEIN-lassen“. Annehmen können, nicht urteilen und auch nicht in mir schürfen müssen bis zum Erdmittelpunkt. Bin über einen Buchtitel gestolpert, der mich schmunzeln ließ:

„Ist bestimmt was Psychologisches – Wie ich auf Therapien, Tipps und Tricks pfiff und unfassbar glücklich wurde.“ (Susanne Berkenheger im Goldmann Verlag)

Ich kenne es nicht, aber ich weiß nur, dass mir der Titel gefallen hat. Vielleicht ist es tatsächlich soviel einfacher, als wir alle denken…

Ein Kommentar zu „Ist wirklich das Schicksal unser Regisseur?

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