Hochsensibilität

Hochsensibilität – Irrtümer

Da das Phänomen der Hochsensibilität erst seit den 1990er Jahren näher erforscht wird, ranken sich noch immer Irrtümer darum. Vielleicht kann ich für ein wenig Klarheit sorgen.

HS ist keine psychische Erkrankung, sondern eine genetisch bedingte Veranlagung. Es handelt sich hier um ein etwas „anders“ funktionierendes Nervensystem, dem gewisse Reizfilter fehlen. Es existiert wohl auch eine Form der erworbenen HS aufgrund traumatischer Erlebnisse, die jedoch wieder verschwinden kann, sobald das Trauma aufgelöst wurde. Genetisch bedingte HS ist nicht „therapierbar“, und sie verschwindet auch nicht.

HS bedeutet nicht, besonders zimperlich oder eine „Mimose“ zu sein, zumindest nicht im sprachgebräuchlichen Sinn. HSP können recht zähe Personen sein, die in schwierigen Situationen souverän und krisensicher agieren.

HSP schätzen es, wenn man ihre schnelle Überreizung respektiert und sie dann nicht zwingt, Dinge zu tun, die ihnen widerstreben. Dennoch wollen sie nicht mit Samthandschuhen angefasst werden oder der Haltung begegnen, dass etwas nicht mit ihnen stimmt. Außer ihrem sensitiven Nervenkostüm sind sie gestrickt wie jeder andere auch.

HS heißt nicht, benachteiligt im Leben zu sein oder dauernd zu leiden. Wenn man seine Grenzen akzeptiert, ist sogar das Gegenteil der Fall. Es bedeutet nur, dass man etwas mehr mit der „Datenverarbeitung“ gefordert und deshalb schneller erschöpft ist, mehr Ruhephasen braucht.

HSP bestehen nicht nur aus ihrer hohen Sensibilität, sondern zig anderen Eigenschaften und Anlagen wie jeder Mensch und sind deshalb weder darauf zu reduzieren, noch daraus über andere zu erheben, was mich zum nächsten und mir vielleicht wichtigsten Punkt führt:

Hochsensibel zu sein ist kein Freifahrtschein, sich als etwas Besonderes zu sehen oder sie als Ausrede für gewisse Verhaltensweisen zu benutzen. Sie ist nicht der Schutzwall, hinter dem man sich verbarrikadiert und alles damit rechtfertigen sollte. Es ist schlicht eine feine Laune der Natur. Wir wären in vielen Situationen ohne die stoische Ruhe der normal Sensiblen, wenn wir die Nerven schon wegwerfen, aufgeschmissen. Wir brauchen einander, um gut im Alltag zu funktionieren. Ich sehe uns als Ergänzung. Unzählige Berufe würden gar nicht existieren, würden sie nur von HSP bekleidet werden, manches ist uns einfach unmöglich.
In diesem Sinne, auf ein wunderbares Miteinander in der Vielfalt der Gesellschaft!

9 Antworten auf „Hochsensibilität – Irrtümer

  1. Ich habe Hochsensibilität immer so verstanden, als dass diese Menschen eine Gabe besitzen, die mir als Nicht-Hochsensible vollkommen fremd ist. Sie nehmen z. B. Dinge anders wahr, genauer, differenzierter und auch klarer, was ich z.B. als mehr Achtsamkeit dem Sein gegenüber einstufen würde.
    Also, ich bin überhaupt nicht im Thema drin, aber die Welt und die Zeit bringt vieles hervor, wie z. B. auch die sogenannten Indigo-Kinder.
    Menschen, die anders sind, als sie sollen/müssen/können/dürfen etc. fallen auf und erregen immer erst Unwohlsein. Das ist wie bei so vielem eigentlich nur die Angst vor dem Unbekannten. So eregeht es auch Religionen. Anderes Denken, Handeln und Fühlen gegen die Norm (wobei nicht klar ist, was eigentlich normal ist – jedenfalls für mich) stößt immer erst in Ungnade. Es kann lange dauern, bis eine Anerkennung, Akzeptanz, Toleranz stattfindet, oder auch gar nicht, wie in vielen anderen Fällen.

    Deshalb ist es so wichtig, das hier zu lesen!
    Danke.

    Gruß Barbara (Es ist normal, anders zu sein!)

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    1. Wie wunderbar du das zusammengefasst hast, liebe Barbara! Herzlichen Dank dafür! Ja so ticken HSP, wie du es beschreibst. Ich finde auch, dass die Vielseitigkeit und auch das sogenannte „Anderssein“ ganz wichtig sind, ansonsten würden wir alle nur im eigenen Saft schmoren! Schön, dass du mitliest und immer so kreativ kommentierst!

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