Ich mag keine Sätze, die mit „ALLE, IMMER, NIEMALS“ einleiten. „Es ist IMMER das gleiche.“ „NIEMALS wird sich das ändern.“ „Die sind ALLE gleich.“ Das beinhaltet nämlich, dass der Mensch außerstande ist, sich weiter zu entwickeln, dass wir alle einer breiten Mainstreammasse angehören, und in manchen Fällen finde ich es auch sehr beunruhigendes Gedankengut.
Ein Mann ist homosexuell – „GANZ SICHER hatten die ALLE eine gestörte Mutterbeziehung oder war sie zu dominant oder kriegt er keine ab oder stimmt was von Natur aus nicht mit ihm.“ Weder weder weder weder noch. Ich hab schwule Männer kennengelernt inklusive deren tolle Mamas, und durfte teilhaben an ihren ganz und gar ungestörten Beziehungen zu Frauen. Und psychisch gesund waren sie genau so oder genauso nicht wie alle Heteros. Weil Depressionen oder Burn Outs sich ihre „Opfer“ nicht nach sexueller Orientierung aussuchen.
Ein Mann ist ein Crossdresser, zieht auch gern mal ein Röckchen an, lebt seine weibliche Seite aus – schlecht? Nein, großartig! Es gab vielleicht keinen Knacks in seiner Psyche. Wurde auch nicht von Papa verdroschen. Wir tragen beides in uns, das lehrt uns schon das Wesen von „YIN&YANG“, wie gesund könnte es sein, auch mal dem anderen Anteil in uns Beachtung zu schenken, als gegen ihn zu kämpfen. Warum sind Strumpfhosen an einem Mann nicht gesellschaftsfähig, während eine Geliebte neben der Ehefrau fast schon salonfähig ist? Sarah Connor schreibt ein Lied darüber, und „Vincent“ wird von manchen Radiosendern nicht gespielt, weil es eventuell „verstörenden“ Inhalt enthält, nichts für Kinderohren. Und das in 2019, danke Sarah Connor, dein Lied scheint wichtiger denn je!
Die Liste kann man endlos forsetzen mit Politikern, Ausländern, Polizisten, Friseur/innen, Obdachlosen, Transgendern, Autisten, Narzissten, Topmodels, Fussballern und allen, denen man noch ein „Binnen-I“ dranhängen kann, aber das muss gar nicht sein, wir kennen doch die beliebtesten vorurteilsbehafteten Gruppen.Wir haben bereits eine Meinung darüber, noch bevor wir ihre Biographien kennen.
Auch in ganz alltäglichen Beziehungen zwischen Eltern, Kindern, Freunden, Paaren und Arbeitskollegen halte ich das für keine gute Grundeinstellung. Einem geliebten Menschen zu sagen, du bist IMMER so, es ist IMMER das gleiche mit dir, das wird sich NIEMALS ändern – für mich sind das die Sätze, die als erstes aus jeder zwischenmenschlichen Beziehung verbannt gehörten, weil sie das Vertrauen in eine Person unterminieren. Weil wir zu JEDER Zeit fähig sind zu lernen, zu wachsen und uns weiter zu entwickeln. Hier sag ich absichtlich JEDER! Wir sollten es übrigens beklatschen, wenn unser/e Partner/in sich weiterentwickelt und uns nicht fürchten, wenn er/sie (scheinbar!) nicht mehr der/die ist, den/die wir einst kennengelernt haben. Das spricht für Reife und Weitblick.
Lasst uns diesen Panoramablick behalten, die Vielfalt feiern und keine Ausgrenzung betreiben. Fühlen wir uns besser, wenn wir alles auf den ersten Blick „Exotische“ von uns weghalten oder ist es nicht eher so, dass manches auch durchaus bereichert und das Leben ein Regenbogen wird?
Ich glaube, dass was nur im eigenen Saft schmort und alles „Andersartige“ von Haus aus ablehnt, wird auf seine Art „inzestuös“ und frisst sich irgendwann selbst auf . . .
Ganz meine Meinung.
Manchmal ist aus der Norm auch normal. Ganz wie man es selbst sehen will.
Schöner Text.
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Dankeschön! vielleicht sollten wir gar nicht mehr in den Kategorien „normal“ und „anders“ denken, sondern einfach SEIN. Danke für deinen Beitrag!
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Du hast die Floristen vergessen und bei Polizisten bin ich mir nicht so sicher, Topmodels und Fußballer wackeln ebenfalls ein wenig bei mir.
Aber Vielfalt bereichert, das ist nicht zu leugnen.
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Ich denke, da ist für jeden die Liste individuell! Was ja auch wieder für Vielfalt spricht! 😉
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