Ich mag keine Sätze, die mit „alle, immer, niemals etc.“ beginnen.
„Es ist IMMER das Gleiche.“
„NIEMALS wird sich das ändern.“
„Die sind ALLE gleich.“
„JEDER denkt so.“
Das beinhaltet nämlich, dass der Mensch außerstande ist, sich weiterzuentwickeln, auch mal seine Meinung zu ändern oder neu abzugleichen.
Es pauschalisiert, ohne konkretes Hintergrundwissen.
Noch kritischer wird es, wenn wir jemanden auf nur ein Wesensmerkmal festlegen und ihn danach beurteilen, bzw. höchst irritiert reagieren, wenn er sich einmal nicht nach unserer Vorstellung von eben dieser verhält.
Wir tragen so viele Teilpersönlichkeiten in uns, wie gesund wäre es, ihnen Beachtung zu schenken, als gegen einige von ihnen zu kämpfen.
Nicht jeder homosexuelle Mann hat eine gestörte Mutterbeziehung. Nicht jeder Nerd hat Probleme bei der Partnersuche, nicht jeder Alkoholiker ist gewalttätig, nicht jede toll gestylte Frau leicht zu haben und oberflächlich, nicht jedes Büchermädchen eine graue Maus und hoffnungslose Romantikerin.
Ein Mann lebt ab und zu auch gern seine weibliche Seite aus – na und? Es gab vielleicht gar keinen Knacks in seiner Psyche, und er wurde auch nicht von Papa verdroschen.
Vielleicht agiert heute in uns der und morgen jener all unserer inneren Anteile, trotzt gerade das Kleinkind in uns oder empört sich der Moralist.
Die Liste kann man endlos fortsetzen, aber das muss gar nicht sein, wir kennen doch die beliebtesten Vor- und andere Urteile. Wir haben bereits eine Meinung über den Menschen, noch bevor wir seine Biografie kennen.
Auch in ganz alltäglichen Beziehungen zwischen Eltern, Kindern, Freunden, Paaren und Arbeitskollegen halte ich das für keine gute Grundeinstellung.
Einem Menschen zu sagen: „Du bist IMMER so, es ist IMMER das Gleiche mit dir, das wird sich NIEMALS ändern.“ – für mich sind das die Sätze, die als Erstes aus jeder zwischenmenschlichen Beziehung verbannt gehörten, weil sie das Vertrauen in eine Person unterminieren.
Weil wir zu JEDER Zeit fähig sind zu lernen, zu wachsen und uns weiter zu entwickeln, so wir das wollen. Wir sollten es übrigens beklatschen, wenn unser Partner sich weiterentwickelt und uns nicht fürchten, er könnte nicht mehr der sein, den wir kennengelernt haben. Wer weiß, wie spannend ein anderer Teil in ihm ist, der bislang brach lag? Den wir ganz neu entdecken dürfen?
Lasst uns diesen Panoramablick über unsere eigene innere Vielfalt und der anderer Menschen behalten und den Dingen vielleicht einmal einen Vertrauensvorschuss gewähren. Abhauen kann man immer noch.
Ich glaube, wenn man nur im eigenen Saft schmort, wird das auf eine Art inzestuös und frisst sich irgendwann selbst auf …
Ja, wir Menschen sind alle unsere sämtlichen Eigenschaften, Eigenheiten und Marotten. Und doch viel mehr, als die bloße Summe unserer „Anteile“. Einen anderen Menschen in seiner Gesamtheit zu erfassen, oder zumindest sich darum zu bemühen, würde viele Konflikte verschwinden lassen. Danke für deinen Beitrag!
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Das hast du wunderbar auf den Punkt gebracht, sehe ich genau so. Danke für deinen Kommentar!
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Du hast die Floristen vergessen und bei Polizisten bin ich mir nicht so sicher, Topmodels und Fußballer wackeln ebenfalls ein wenig bei mir.
Aber Vielfalt bereichert, das ist nicht zu leugnen.
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Ich denke, da ist für jeden die Liste individuell! Was ja auch wieder für Vielfalt spricht! 😉
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Ganz meine Meinung.
Manchmal ist aus der Norm auch normal. Ganz wie man es selbst sehen will.
Schöner Text.
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Dankeschön! vielleicht sollten wir gar nicht mehr in den Kategorien „normal“ und „anders“ denken, sondern einfach SEIN. Danke für deinen Beitrag!
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