In letzter Zeit habe ich mir so meine Gedanken darüber gemacht, was wir Menschen als Glück bezeichnen. Meistens definieren wir es ja als einen Zustand des Ankommens, etwas erreicht zu haben, was man sich schon lange gewünscht oder erträumt hat. Vermeintlich.
Dann kommen mir Zitate in den Sinn wie: „Der Weg ist das Ziel.“ Oder: „Pass auf, was du dir wünschst, es könnte wahr werden.“ Einmal las ich: „Ich bete zu Gott, dass er meine Wünsche erhört. Noch mehr bete ich aber darum, dass er sie mir nicht erfüllt.“
Ist das nicht irgendwie ein Gegensatz?
Früher hätte ich es so gesehen. Aber man darf sich ruhig die Frage stellen, ob man andauernd irgendwelche Glücksziele haben muss. Denn – was dann? Sitz ich dann in meinem erfüllten Wunsch wie in einer Wolke und zähle nur mehr die Sterne? Was fordert mich dann heraus? Was gibt meinem Geist Nahrung und meinem Herz Fülle?
Noch schlimmer finde ich es, wenn man sich Wunscherfüllung ertrotzt, sie dem Leben kämpferisch abringt. Wissen wir es wirklich besser?
Immer mehr erkenne ich, dass man sich den alltäglichen Weg, so man ihn authentisch geht, ganz schön glücklich gestalten kann. Diese Energie, die mich vorwärtstreibt, die mich wach und achtsam hält. Die kleinen Herausforderungen und Stolpersteine, die mich über mich hinauswachsen lassen. Das belohnende Gefühl der Freude, wenn es einen besonders schönen Erfolg oder magischen Moment gab. Das alles gewürzt von dieser prickelnden Ungewissheit, was da wohl noch kommen mag. Was mich früher zu Tode erschreckt hat – die verschwommene und unsichtbare Zukunft vor mir – wird immer mehr zum spannenden Lebensfilm: Wie gehts weiter für mich? Soll ich weitertanzen, weil noch tausend schöne Dinge auf mich warten?
„Übergib dich vertrauensvoll dem Fluss des Lebens.“ Solche Sätze haben mir einst Schauer über den Rückenlaufen lassen. Jetzt finde ich es ungemein entspannend, nicht dauernd die Kontrollfäden in der Hand halten zu müssen. Und wenn wir ehrlich sind, sind nicht die meisten Wünsche, die die schnelle Erfüllung fordern, reine „HABEN WOLLEN“ Auswüchse? Kennt ihr das Gefühl, wie unbefriedigend so ein schnell errungener Sieg ist?
Ich mag meinen aktuellen Weg. Und er darf noch so lang andauern, wie er will. Wenn es Zeit ist zu agieren, werde ich es spüren … und bis dahin lasse ich mich auf meinem Floß einfach mal um die nächste Lebenskurve treiben.