Eigentlich wollte ich dieses Wochenende über ein ganz anderes Thema schreiben. Aber kleine Alltagswunder kann man einfach nicht ignorieren. Ich stolperte die letzten Tage immer wieder über einen älteren Text von mir, die letzten Wochen besuchte er immer wieder meine Erinnerung. Hab ihn wieder zur Seite gelegt, aber dann traute ich meinen Augen kaum. Ich hatte heute morgen eine Mail im Posteingang von einer Leserin meiner ehemaligen Gedankensplitter, die mich um genau diesen Text bat, weil er ihr damals über schwierige Zeiten half. Wie vom Donner gerührt sass ich vorm Laptop. In dieser Sekunde war die Entscheidung gefallen, welcher Text mein heutiger sein wird. Wu wei muss noch ein wenig warten. Obwohls genau das war, der Fluss des Lebens hats entschieden, und ich folge…danke dieser lieben Leserin für ihren Input und ihre Worte, die mich tief berührt haben.
EUER GARTEN EDEN (aus Heidi´s Gedankensplitter, August 2015)
„Irgendwo jenseits von richtig und falsch liegt ein Garten. Dort sehen wir uns wieder.“ (Rubi).
Dieses ZItat habe ich in einem Film über gesellschaftlich verhinderte Liebe gehört. Wer bestimmt, was richtig und falsch ist? Wer maßt sich an, zu urteilen? Die Dinge, die im Leben geschehen, folgen einem natürlichen Lauf, das meiste unterliegt nicht einmal unserem Einfluß. Hat Liebe schon jemals wen gefragt, ob sie grad passend auf der Bildfläche erscheint? Hat es jemandem schon genützt, vor ihr fliehen zu wollen, sie zu verleugnen oder zu unterdrücken? Ich glaube, er weiß nicht, mit welchem Gegner er es da aufnimmt.
Leider sind wir Menschen nicht so frei, um unseren Herzen zu folgen. Das benötigt Mut. Mut, sein bisheriges Leben vorübergehend total aus den Angeln zu heben und auf den Kopf zu stellen, ins kalte Wasser zu springen und nicht wissen, wie tief es ist. Klar macht das Angst. Kein Mensch rennt blindlings freudig auf Veränderungen zu. Lieber auf den gewohnten Pfaden weitergehen und sich auf keine Nebenstraße trauen, und wenn dort ein Schloß hevorleuchtet. Sicherheit kommt vor Abenteuer LEBEN, echtes, pralles und wunderbares Leben. Man weiß ja nicht, worauf man sich einläßt, also schnell weg von da und zurück in das Gewohnte.
Manchmal will die Liebe blühen, sucht sich zwei Menschen aus, von denen sie denkt, die wären was für mich, die sind es wert, dass ich sie packe. Wagt sich als kleines Pflänzchen an die Oberfläche, aber dann kommen die Kleingeister der Gesellschaft und schauen sie schief an, und wenn sich was nicht gehört, dann schnell drüber getrampelt. Was denken sich sonst die anderen? Die haben sie nicht abgesegnet, also ist sie FALSCH, diese Verbindung. Sie traut sich doch glatt an einem Platz zu wachsen, an dem sie nichts verloren hat. Also versuchen wir sie zu verjagen, damit sie sich ehest wieder verflüchtigt, und wenn wir geduldig sind und den kurzen Schmerz aussitzen, dann verzieht sie sich vielleicht eh wieder dorthin, wo sie besser allen in den Kram passt.
Die Liebenden, die zurückbleiben in einem Schmerz, der das Herz in Stücke schneidet, sollen die sich eine Weile suhlen in ihrem eigenen Mitleid. Wird schon vergehen.
Irgendwo jenseits von richtig und falsch liegt ein Garten. Dort sehen wir uns wieder.
Schön, oder? Klingt irgendwie nach Hoffnung.
Allen wahrhaft, aber leider verhinderten Liebenden dieser Welt, sei es durch Religionskonflikte, durch unterschiedliche soziale Schichten, durch Intoleranz einer kleingeistigen Gesellschaft oder eigene Barrieren, die man sich aus Angst aufbaut, wünsche ich, dass sie diesen ihren Garten finden, auf dass es für sie einen Ort geben möge, an dem sie leben und lieben dürfen. Und sei es für ein paar Augenblicke, die kostbarer sind als alles andere im Leben.
Gott schützt die Liebenden. Immer. Das Leben straft niemandem, der für die Liebe kämpft.
Auch wenn Kämpfen manchmal nur „stillhalten“ heißt . . .
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Ich habe diesen Gedankensplitter 2015 geschrieben, ich kann mich genau an den Nachmittag und den Film erinnern, den ich da gesehen habe. An die Stimmung, an meine eigene Lebenssituation damals. Es war sehr spannend, den Text aus heutiger Sicht nochmal zu lesen, spontan wollte ich einiges weglassen oder hinzufügen. Ich lächle mir gütig zu, denn da war ich der Auffassung, dass sich alles nur auf NEUE Wege konzentrieren muss, weg mit den Altlasten und auf ins Abenteuer. Aber mittlerweile bin ich der Überzeugung, dass sich zwei Menschen auch als BOTEN begegnen können, die das bereits bestehende Leben polieren können, magisch machen, es zum glänzen und strahlen bringen können, ohne dass man das Feld gleich niederbrennt und nur Asche hinterläßt. Ich bin milder geworden, wenn jemand sagt, er mag aber in seinem alten Leben voll von „Spießbürgerlichkeit“ bleiben, vielleicht ist es für ihn seine Vorstellung von Zufriedenheit, und es reicht, wenn dieser „Garten Eden“ in einer gedanklichen Blase im Land der inneren Reichtümer und der Liebe blühen kann. Ich finde das sogar auf eine gewisse Weise charmant. Nicht alles muss gleich reale Erfüllung finden, manches darf der schönste Traum des Lebens bleiben. Wer weiß, vielleicht wacht man ja eines Tages auf, und er ist wahr…
Hoffnung – nicht nur für die verhinderten Liebenden selbst, sondern auch für jene, die die verhinderten Liebenden ein Stück weit zu tragen versuchen. 😉
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..und diese Personen sind oft ein wertvoller Halt von Außen!
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Schöner Text, Hoffnung für alle verhinderten Liebenden und Träumenden
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…und die Hoffnung sollte niemals enden. Die gibt der Seele Nahrung.
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Ich sehne Deine Texte herbei – um mich dann in ihnen so etwas wie zu verlieren.
Selten lese ich meinem Mann etwas vor, was ich im Internet zu lesen bekommen, aber Deine Texte gehören auf jeden Fall dazu. Wir sitzen dann am Tisch und lauschen: Dir und Deinen Gedanken. Nachher beim spießigen Sonntagskaffee😉
Du schreibst wunderbar!
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Wie lieb, danke für deine Worte. Das Feedback von euch allen, das rührt mich echt sehr. Dafür schreibe ich! Danke danke danke!!!
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Wundervoll! Ich erlaube mir den Beitrag mit großer Freude zu teilen! ❤️
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Vielen lieben Dank!
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